wahr ist was wahrgenommen sich bewährt

gut was des menschen wert
Romanisches Pfarrhoftor Remagen
(ce)CIDIT BELLO VARIANO
getaut der schnee der zeit die schied

 

 

 

exposé zu meinem ´johann von dalberg´

nach intensiven studien historischer quellen habe ich entdeckt, dass Johann von Dalberg, galeonsfigur des Deutschen Frühhumanismus, 1455 in Oppenheim geboren, unter Churfürst Philipp von der Pfalz als Kanzler der Pfalz und Bischof von Worms vor seinem klerikal-feudalen interessen zuliebe offiziell behaupteten tod anno 1503 auch als Johann Virdung gewirkt und danach als Johann Virdung und Faustus bis 1539 weitergelebt hat.

um meine entdeckung des historischen faust in eine dieser faszinierenden Gestalt gerecht werdende form zu gießen, wählte ich bewusst nicht die einer systematisch wissenschaftlichen abhandlung, sondern eine poetische, jener aber im quellennachweis gleichzustellenden ausgestaltung.

über den historischen Faust in dreierlei Gestalt als Johann von Dalberg, Johann Virdung und Johann Faustus ist mir so unter dem titel ´johann von dalberg´ auf 48 blättern (szenen) ein tragisches gedicht in versen entstanden, mit welchem ich im sinn des lateinischen versus bisher gültige geschichtsbilder sowohl Johann von Dalbergs als auch Johann Fausts umgestürzt, was die Brodgelehrten (DerTeutsche Merkur. November 1789. I. Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte? Eine akademische Antrittsrede. Schiller) zuständiger disziplinen, alle von mir darüber in kenntnis gesetzt, mit beredtem schweigen zu übergehen suchen, weil nicht sein kann, für sie, was nicht sein darf:

history is always his(ruling clan) story.

Richard Milton fasst es in seinem buch „Verbotene Wissenschaften“ in die worte: "Je erstaunlicher eine wissenschaftliche Entdeckung ist, desto härter wird sie von der Wissenschaft bekämpft“.

ich sehe dalberg-virdung-faustus als opfer von kapital und kirche dominierten machtstrukturen, deren cardinales damals wie heute, trotz oder wegen einzelner aufklärungsphasen in der europäischen geistesgeschichte, denjenigen, der es wagt(e), Wahrheit von Glauben zu trennen, als einen (im pakt mit dem teufel stehenden) Ketzer auszugrenzen sich bemüh(t)en.

auf den 48 blättern meines ´johann von dalberg´ stelle ich auf grund von aussagen und authentischen zitaten im anhang nachgewiesener quellen einzelne markante szenen aus und um ´johanns´ leben dar, mit denen ich in inhalt und form meiner verse versucht habe, den arcana der Person und Gestalt dalvirfa gerecht zu werden.

es auf die bühne zu stellen, bedarf es wohl einer zusätzlichen (komischen) figur, um im freien dialog in und zwischen den szenen mit spielleiter Jakob Michael Reinhold Lenz neben den auftretenden personen auch die auftretenden quellen sprechen lassen sowie sowohl die lateinischen zitate und begriffe als auch die erläuternden informationen der anmerkungen dem zuschauer, -hörer näher bringen zu können.

mein neues Faustbild bestimmen im wesentlichen:    

meine interpretation des berühmten briefes von Johannes Trithemius an Johann Virdung vom 20. 08. 1507, den ich für eine einzige Fiktion halte, mit welcher sich Trithemius selbst schwarzkünstlerischer umtriebe entheben sowie um die personalunion von Faustus-Virdung sehr wohl wissend seinen kollegen und Freund Johann Virdung, der ihm aus seiner zeit als Kanzler und Bischof bestens bekannt und vertraut war, davor warnen wollte, ´Magister georgius sabellicus faustus iunior´  in der nachfolge Jesu (faustus senior) nicht so nah an sich herankommen, mit sich in verbindung bringen zu lassen,

die parallelen in der ´Historia von 1587´  und der ´acta vormaciensia´ bezüglich Faustens bzw. Dalbergs „sturz in den keller“,

der Brief des Johann Werner an Conrad Celtis vom 07. 12. 1503, in dem die personalunion von Dalberg-Virdung evident wird,

die aufzeichnungen über Dalbergs „tod“ im ´Tagebuch des Reinhart Noltz von 1503´.

ortwin mohnkern




ortwin mohnkern

johann von dalberg

de fausto historico carmen tragicum

IN VANUM PRO VERO


prolog

wähnt ihr, mit einstein sei der stein gefunden?
ihr wärt der suche je entbunden?
auch relativ ist relativ
was heute grad, ist morgen schief
und sonder eitel jed motiv

praecursor

´nichts wissen zu können
will dir schier das herz verbrennen?
drum sich der magie ergeben´
nenn ich Feigheit, heiß ich beben
vor der Wahrheit –

wo da das muss, vorm lichte sich zu drücken?!
der schluss, vorm dunkel sich zu bücken?!
zagheit, zögern, zweifeln, zweisicht
endlich eicht eherne einsicht
ehrfurcht vor dem so –
sich bescheiden edle tugend
nichts zu wissen ew' ge jugend -
der Faust, der lebte
vor der Wahrheit bebte?
oder fragte, wo man sollte glauben?
war wach, wo man gern schlief?
wer, der die geister rief?!
statt eiteleien nachzurennen
wollt Faust vor dem benennen
wie jeder geistesstern
zum nachnurbeten zu gescheit
nachdenken ihm notwendigkeit
gefeit gen normen seiner zeit
selbst erfahren, selbst erkennen –
den irdschen wie den himmelsherrn
sogar ihr liebes göttchen rauben?!
drob in dem maß musst Faust verteufelt sein
wie seine seele göttlich, wahr und rein!
mag johann wolfgang Johann noch im bann des teufels ächten
Gott ist gnädig
Faust wird weiter für die Wahrheit fechten
in Menschen
die weltliche gewalt
in biedermanns gestalt
im ego stur gefangen
im hellen kann sie nicht mit ihnen rechten
im bund stets sieht mit dunklen mächten
in angst und bangen
ihr gelück könnt dran verglühn –
vergebliches bemühn:
denn längst im fegefeuer brennen
nicht drunten, hier
die voller hass und gier
ohn dass sie sonder sich verschrieben
eigen hab und gut nur mehrend
an andrer werk und würde zehrend
vom teufel sind getrieben
mit ihres rechtes rechter hand
gar hoch in würden sind im stand
den Freien feig mit rufmord anzusengen –
und mögen sie Ihn hängen –
Er immer wieder aufersteht
aus wiegen, drüber Gottes Geist geweht –


auftretende personen und quellen

jakob michael reinhold lenz
johann von dalberg
dietrich von plieningen
         .    .    .
chor   .     .   drei sibyllen drei philosophen
              .
gemeiner mann
johannes werner
johannes trithemius
mutianus rufus
johannes manlius
albrecht dürer
thomas müntzer
alexander
knopf
bauernjörg
fürstabt
kinder
pronosticatio in latino 1488
pronosticatio zu teutsch 1497
tagebuch des reinhart noltz 1503
acta vormaciensia
die groß practica 1543
historia von d. johann fausten 1587

heidelberger schlosshof




szene 1

                  lenz   ist kein dalberg da?!
                            jenes geschlechts, das bei der kaiserkrönung stets
                            des reichsheroldes ruf zum ritterschlag
                            vor allen andern edlen zierte?
                            das lilien, der reinheit blüten
                            der tugend ehre treu zu hüten
                            stolz in seinem wappen führte
               sibylle   darüber schwarz die tiberbrück
                  lenz   von da dereinst ein kämmerer als ritter kehrt zurück



szene 2

        philosoph   tria lilia gallicus rex  
              sibylle   camerarius fert sex
        philosoph   im dreieck zwei mal drei
              sibylle   dreiheit mal zwei


szene 3             im chor erscheint johann

                  lenz   johann
                 chor   Gott ist gnädig
                  lenz   kämmerer von dalberg
                            kanzler der pfalz
              sibylle   alias lychtenberger
                  lenz   domprobst zu worms
                            kanzler der hohen schul zu heidelberg
                            bischof von worms
              sibylle   alias virdung
                  lenz   kaiserlicher rat
              sibylle   faust
                  lenz   geboren, wächst heran in oppenheim
                 chor   da die natur, kunst und geschichte
                            bilden einen hehren reim


szene 4              johann tritt aus dem chordreieck heraus
                             um ihn zwei doggen


 pronosticatio  ´Attende quod noua testa capit inueterata sapit´

        philosoph   des rheines weg
              sibylle   edler reb weines pfleg
                  lenz   der minoriten einfach leben
        philosoph   gotisch himmelstreben
              sibylle   weiser lilie worteweben
                            göttlich frein
                  lenz   ihrer kirche milder stein
              sibylle   der rose blau-rot-goldner schein
                 chor   ihm fließen in die seele ein


szene 5

          historia   ´vnd als darnach die Eltern sein trefflich ingenium
                            vnnd memoriam an jm spuerten´
                  lenz   staunt
              sibylle   was an geheimem in und um ihn raunt
                  lenz   sucht
        philosoph   wo falsch befund ihm flucht
                  lenz   dacht nach
        philosoph   wo zweifel einfalt brach


szene 6

           historia   ´name an sich Adlers Fluegel´
                  lenz   gabst frei die zügel
                            deinem Pegasos, geliebtem flügelpferd
                            kein flug zu kühn
                            zu schwer dir kein bemühn
             johann   dass mir nur antwort werd!
           historia   ´wolte alle Gruend am Himmel vnd Erden erforschen´
             johann   durft nur mir selbst gehorchen
           historia   ´wie man jn denn allezeit den Speculierer genennet hat´
                  lenz   um selber träge, faul und satt
                            um sichre pfründe geil zu buhlen
                            in odosculen sich zu suhlen


szene 7

                  lenz   in cathedra überm kreis
                            doc- inter auditores sitzet
                            viel comis fames, artge speis
              sibylle   wein in ciborio blitzet
        philosoph   notio ex spiritu fert librartisten
                  lenz   draußen sie ihr leben fristen



szene 8

                  chor   konstantinopel gott verlassen hat
                            engel- fliehn vor janitscharen
                            scharia in hagia sophia
                            allah kommt in die stadt


szene 9

                   lenz   nach westen zieht der orthochrist
                   chor  rom wieder einzig ist
                   lenz   manch alte schrift
                            an musenhöfen jener zeit
                            auf wache neugier trifft
                            in klassischen gefilden
                            antiker torso steht bereit
             johann   erneut zum ganzen ihn zu bilden
    philosophen   archemythenurgestalten
                            aufzuspalten zu entfalten
                            wortwahr weiter wachzuhalten
                 chor   antes novellando
                            vites colendo
 


szene 10

                  lenz   in nördliches dämmern bricht südliches licht
             johann   wers einmal gesehn
                            des herz davon spricht
        philosoph   aus ernsten wäldern, hartem grau
              sibylle   in heitre gärten, mildes blau
                  lenz   dahin zu gehn
                            wen lockte es nicht?



szene 11

                  lenz   und kamst ins lombardische land
             johann   einen Menschen und Freund ich da fand
                  chor   hoch gunst und achtung ihn dort hob
                            ward ihm gar große ehr und lob


szene 12

gemeiner mann   aufspielet hans der pfeifer
                              er pfeift mit heilgem eifer
                              gen all das pfaffgegeifer
                              es pfeift durchs ganze land
                              nach niklashaus gerannt
                              sind viel aus stall und stand
                              den herren zum verdruss
                              wie wyclif und jan hus
                              für Gott er pauken muss
                              es paukt durchs ganze land
                              nach niklashaus gerannt
                              sind viel aus stall und stand
                              zu viel, die kirch befand
                              da hat man ihn verbrannt


szene 13

                  lenz   im selben jahr, da dieser baucker war
                            der neue churfürst von der pfalz
        philosoph   des reichs erztruchsess
              sibylle   erzbischof profaner mess
                  lenz   philipp, pfalzgraf bei rhein
             johann   archidapifer des geistes salz
                  lenz   mit seinem hof in diesen hof zieht ein
        philosoph   aufrichtig wird ihn Clio nennen
              sibylle   friedfertigkeit dem sohne zuerkennen
                  lenz   am friedrichsbau doch beide
                            weil nicht im rechten glaubenskleide
                            quasi als ketzerteufel spart man aus
        philosoph   machtgierig treibt das haus
              sibylle   in grausam grauenvollen strauß
        philosoph   drei dekaden glaubenskannibalengraus
              sibylle   christenchristgeschlachte
                  lenz   am end nur jener wieder lachte
    philosophen   totschlag um gottes willen
            sibyllen   ist Mensch- wie Gottesmord
                 chor   Gottes Waffe ist allein sein Wort
                  lenz   teufelssillen
                 chor   ´NItt SPOtt MItt GOtt´
                  lenz   ohn teufel ging die kirch bankrott


szene 14

                  lenz   philipp
        philosoph   ingenuus
                  lenz   johann
        philosoph   vividior
                  lenz   rudolf
        philosoph   agricola
                 chor   fors fortuna
                           focus formans
                           fons formae
           sibyllen   der faltigkeit drei
                 lenz   nach heidelberg ruft maiae mai
                           frischen, freien geist herbei



szene 15

   philosophen   re- nominale streiterei
                           scholastischer begriffe künstelei
                 lenz   löwenpranken reißen dogmenschranken



szene 16

                  lenz   auf dem altan in trautem kreis
                            chur- unter dichterfürsten sitzet
                            viel edler hunger, edle speis
              sibylle   wein in cristallo blitzet
        philosoph   idee aus geist metzt idealisten
                  lenz   unten sie ihr leben fristen


szene 17

                  lenz   Kanzler der Pfalz!
                            Bischof von Worms!
                            Macht, johann, du hast Möglichkeiten
                            durch länder und durch zeiten
                            auf raum- und geistesreisen
                            deinen genius zu speisen


szene 18

       philosoph   iterum meridies
             sibylle   tum numquam iterum caelestes
       philosoph   roma aeviterna
                           feriae latinae
             sibylle   carmina marsa
                           anus sabellicae


szene 19

                   lenz   rudolf erkrankt, stirbt
                  chor   neniae teutonicae
                   lenz   johann wankt, dirbt
                  chor   um erhabenen Bauer
                            Tränen, Trauer
                   lenz   zurück zur erd im minoritenkleid
              johann   ein Mensch kehrt heim zur Ewigkeit
                  chor   Gold liegt nur dem bereit
                            der nicht um golde freit
             johann   ´Cui culta est virtus, non nisi faustus obit´
                             Agricola eo
                             virdung ego
                  lenz   georgius illo



szene 20

           historia   ´Fienge demnach an Calender zu machen
                             ward also derselben zeit ein guter Astronomus oder Astrologus´
pronosticatio   ´Ego igitur innomiabilis timens iram demonis
                             exurgens in rure ut miser Ruth sequens boas
                             ac messores Antecessores Philosophos´
           historia   ´vnd Practicken schreiben / wie maenniglichen wol bewust
                             daß alles / was er geschrieben
                             vnter den Mathematicis das Lob darvon gebracht´
pronosticatio   ´a te grana misericordie tue peto
                             Te vnicum Booz adoro
                             expande pallium gratie tue super me Ruth
                             indigno seruo tuo Johanni lychtenberger´
           historia   ´So stimpten auch seine Practicken
                             die er Fuersten vnnd grossen Herren dedicierte / vbereyn´
pronosticatio   ´per peregrinum Ruth in nemoribus latitantem´
groß practica   ´Durch den Bilger Ruth im wald verborgen /
                            vnd M.Johan Virdung von Haßfurt / an tag geben´
                  lenz   virdung von haßfurt
              sibylle   dalbergs scheingeburt
                  lenz   wie lichtenberger
                            die er für alle fäll von ärger
                            mit seinem steckenross erfand
        philosoph   ungenannt bleibt unerkannt
                  lenz   wenn ihm, der von so manchem was verstand
              sibylle   zu voller topf kocht übern rand
                  lenz   weiße magie zu schwarzer angebrannt


szene 21

            johann   ´Nos fere .interea. ad eum
                            quem iam diu palum obligati eramus rursus defixi sumus
                            Deus optimus maximus res omnes secundet´
        philosoph   zwischen weltlichen gewalten
              sibylle   sein und schein
        philosoph   in wechselnden gestalten
              sibylle   waghalsig wandelnd über stock und stein
                 chor   starker stamm stürzt steilen stegs
                 lenz   warst herren du in bayern, hier bei rhein querwegs?
                           oder war dir selber dran gelegen
                           aus engem pflichtkreis auszusteigen
                           ureignem selbst dich zuzuneigen
                           frei endlich deinen Genius zu wegen?


szene 22

          historia   ´Doctor Faustus lebt also im Epicurischen Leben Tag vnd Nacht
                            vnnd stach jhn seine Aphrodisia Tag vnd Nacht´
                 chor   gezügelt Eros beflügelt
                            ungezämt Lubido lähmt
           historia   ´Geriehte auch in eine solche Brunst vnd Vnzucht
                            daß er Tag vnnd Nacht
                            nach Gestalt der schoenen Weiber trachtete´
                  lenz   ein weib, an leib und seel gesund
                            blühender hintern, prall und rund
                            bar locken volle, weiche brüste
                            die himmlichste der irdschen lüste


szene 23

           historia   ´D. Faustus gab das Fersengelt die Stiegen hinab
                            da erhaschet jn ein Mann
                            der wirfft jn wider in die Stuben hineyn
                            daß er weder Haende noch Fuesse regen kundt´
            sibyllen   selbiger stund
                            von mund zu mund
                            schmähende kund
                            machet die rund
          reinhart   ´Darnach sagt man offentlich er wehre in eines
                            pfaltzgräffischen Secretarii Hauß Heinrich Schreiber genannt,
                            ohnversehenlich in einen Keller gefallen
                            ward landkhündig, derselbe hat ein hübsch Weib
                            und was der Secretarius desselben tags mit den Fürsten nit fern
                            von Lampertheim
                            Got trost alle glaubige Seelen´


szene 24

                acta   ´Tandem idem Episcopus cupidinis arcu vulneratus penum
                            celarij in crepusculo matutinalj improuise praecipitans
                            Heidelbergae Anno 1503 misere fata persoluit´



szene 25

          reinhart   ´und stanke die Liche so übel
                            daß niemand dergleichen gerochen hat´
   philosophen   zum himmel stinket missetat
          reinhart   ´und hat die Liche, wiewohl sie 4 tage dot alt was
                            so bald sie unterhalb Roxheim kamen was angefangen zu bluten,
                            alß im Schiff erschein und uf und durch den Rollwagen darnach biß
                            in das Grab fast geblutet´

            sibyllen   von schwerer schuld spricht da das bahrgericht
                  lenz   publice rasch ward von des bischofs tod gesprochen
                            mit lug und trug die schande überklebt
                 chor   von dalberg wohl beim sturz hat sich den hals gebrochen
                            doch johann überlebt
        philosoph   wer in lüge lebt, in wahrheit stirbt
              sibylle   wer in lüge stirbt, in wahrheit lebt


szene 26

            werner   ´de tanti domini ac patroni immo potius amicissimi viri
                             obitu atque carentia´
                  lenz   aufstöhnet ein verehrerheer
                            einst buhlend, hochbesorgt nun um des gönners ehr
              sibylle   und mit der zeit es wurden immer mehr
                  lenz   auch johann werner dalbergs schicksal schmerzet sehr
            werner   ´In tanta igitur mentis proturbatione saepe consolatur me
                            libellus ille graecus Laertius videlicet Diogenes
                            quem sua dignatio tanquam pro pignore mihi reliquit
                            nam eius iussu quempiam alium libellum
                            et in re astronomica satis pretiosum
                            atque in orbe terrarum rarissimum accomodaui
                            Johanni Hasfurt artium doctori
                            atque illustris ducis ac principis palatini mathematico
                            hic autem cum ipso libro est perditus
                            haud vanus rumor est
                            magicae distendendae gratia in angliam profectum esse
                            ipse tamen usque hodie non redijt comparuitque
                            grecum autem codiculum illum sanctissimi antistitis
                            sui memoriae causa mecum teneo
                            seruo ac religiosissime amplector
                            et quotiens illum video legoque totiens mihi
                            summam voluptatem atque immensam consolationem affert´
                  lenz   ´Johannes Hasfurt cum ipso libro
                            magicae distendendae gratia in angliam´ verschwand
        philosoph   irgendwo ist nirgendwo
              sibylle   das kostbar büchlein blieb in johanns hand


szene 27

                  lenz   Johann III.
                             Kämmerer von Dalberg
                             Bischof von Worms, Kaiserlicher Rat
                             aus seines kreises eigner mitte
                             von lichten altans nobler haute
                             in dunklen kellers simplen kot
                             heri heros, dalanc zwerg
                             den fehltritt seines lebens tat



szene 28

                  lenz   wer dieses skandalum hat dir gestellt?
                            wer es losgetreten?
            sibyllen   der ihn vor jahren 12 mal 2 zum treuebund bestellt?
                            zum blutesbruder sich erbeten?


szene 29

             johann   nicht freier als mich unfrei wissend kann ich sein
                             anlag und umwelt, Gott bestimmt mich ganz allein
                             alles giert hunger mir, schreit durst
                             ob mich mein Ich zu stolz oder zur demut treibt
                             es sich ideebegeistert, stoff sich einverleibt
                             ob leiblichem genuss ich oder geistgem glücke leb
                             nach Wahrheit, Recht, nach Schönheit streb
                             stets suchts den schmerz, quälende frag zu fliehn
                             in wollust sich, erquickender erbauung abzukühln
                             so ich vor Gott, dem urgebot
                             der tier mir gab, ins geistige zu dringen
                             und geisteskraft, es zu bezwingen
                             das gute, das zum menschen passt
                             vor bösem, das sein gut verprasst
                             der zwänge mir gar wohl bewusst
                             doch wählen durft, wo ich nur musst
                             den sinn vernehmend aus dem sein
                             wohl mit Vernunft, befreit vom schein
                             hab meine grenzen ausgeschritten
                             traun tiefste tiefen, höchste höhen ausgelitten
                             die mit geburt Gott auf mir gab
                             tod mich nicht schreckt noch dunkles grab
                             auch engsten raum sprengt kühner traum
                             so kann ohn zagen ich zu sagen wagen
                             ich war frei!
                             wohlan, zur Freiheit dann, es sei!
             dietrich   auf der verzweiflung wildem ross
                             so rasend wie besinnungslos
                             willst todestrunken vor dir selber fliehn?
                   lenz   wer so tief fällt, den nur noch einer hält
             dietrich   wenn dir nun morgen das erschien
                             was sich dir heute noch verschloss?
                             Gott schuf dir Not
                             im überwinden zu dir selbst zu finden


szene 30

                   lenz   kurz drauf gabs krieg
               sibylle   um eitel fürstenzank
         philosoph   herrenwut kost bauernblut
               sibylle   und philipps stern, er sank
                   lenz   nur jenem wieder war der sieg


szene 31

                  lenz   mit dal- schweigt lychtenberg
              sibylle   pronosti- oder practicant
                            eh einer hand
                            allein nun virdungs werg
                  chor   und aus der asche hehren heros holokaust steigt faust
                  lenz   primum
       trithemius   ´Magister georgius sabellicus faustus iunior´
                  lenz   deinde
         mutianus   ´georgius faustus´
                  lenz   denique
            manlius   ´Johannes Faust´


szene 32

                  lenz   des abts nomominöser brief
       trithemius   ´hominem illum´
                  lenz   jenen faust ins leben rief
              sibylle   pro longum bacillum!
                  lenz   dem treu und brav man auf die fährte lief
              sibylle   derweil trismegistos arcano schlief


szene 33

                  lenz   pflegst dich als faust gern unters volk zu mischen
              sibylle   einst dir gewohnte, nun entbehrte achtung neu zu fischen
                  lenz   musst alt gesellschaft meiden
              sibylle   darfst dich an neuer weiden
         mutianus   ´Rudes admirantur´
             johann   was herz und seel füllt an
                            macht den gemeinen, kürt den edelmann



szene 34

                chor   auf vollem fass auf volle gass
                           saurem hass süßes nass


szene 35

    pronosticatio   ´Gebt dem keyser was des keysers ist´
gemeiner mann   wenn man nur wüßt, wieviel?
                  dürer   das wasser treibt die mühl
                               die aglei blüht
                               so auch das gras
                    lenz   wenns nicht gemäht
gemeiner mann   ob überhaupt ihm was?
                    lenz   der göckel kräht


szene 36

              müntzer   Gottes Will uns erst aus Seinem Ganzen Wort aufgeht
                                geschrieben steht
                                gebt dem keyser was des keysers
                                Gott was Gottes ist
                                seinem knecht Gott alles ist!
 gemeiner mann   und was des kaisers dann?
              müntzer   Gotts bann!
                                unum est una
                                omnia sunt communa


szene 37

                  lenz   wohl auch in herrensälen
                            weiß faust den trank zu wählen
                            wonach fürsten dürsten
 pronosticatio   ´Aurum pro deo colentes´


szene 38             alexander erscheint in der brunnenhalle

    philosophen   hast, alexander, nicht bedacht
                            da du den schritt zur macht gemacht
                            dass wie im zwanggang du im nächsten tun
                            dürftest nicht eher ruhn
                            bis dich am ende ganz dein schatten schluckt
                            einmal zum schwert gezuckt
                            konntest die hand du nicht zurück mehr ziehn
            sibyllen   Apollons lichtgesichte fliehn
    philosophen   nicht stand es deinem sinn mehr offen
                            erfüllung deines lehrers hoffen
                            in geisteskämpfen zu bestehn
                 chor   musstest in leiberschlachten untergehn
    philosophen   in siegen traun verlieren
                            was einzig denken kann gewinnen
            sibyllen   die ruhm ergieren
                            wahrer größ entrinnen
        alexander   Zeus sohn kennt keine wahl!
                            sitzend an Seinem mahl
                            Er speiset mich, ich trinke Seinen wein
                            Apollon lach mir zu, komm ich zur ruh
                            Er nur durchdringt mein ganzes sein
                            mir gebend Seinen sinn:
                            trag Hellas Geist zu xerxes enkeln hin!
    philosophen   perserpaläste zu erstürmen
                             gleißende schätze aufzutürmen
            sibyllen   goldener kranz mag deine schläfen zieren
                            dich selbst musst du doch immer mehr verlieren
    philosophen   persepolis hast du gewonnen
                            der Griechen Geist ist dir zerronnen
        alexander   vom Geist geführt
                            der von der Gottheit rührt
                            entscheid dies schwert
                            was lebens-, denkenswert!
                 chor   wer wahnversehrt nach macht begehrt
                            den machtbetört der wahn verzehrt
    philosophen   und wunde konnt die wund nicht heilen
                            fliehend in krieg wurdst schwächer du von sieg zu sieg
                            den kampf zu enden, musst von schlacht zu schlacht du eilen
                  chor   statt Hellas Heil des Hades Hel zu bringen
        alexander   das Gute soll das Böse niederringen!
                  chor   mit geisteskraft oder gewalt?
                            wer wägt, was gut? wer misst, was böse?
        alexander   die stärkre Wut im kampfgetöse!
                            vor sterblichem macht Göttliches nicht halt!
    philosophen   du konntst nicht schuldig werden?
        alexander   Zeus willen führ ich aus auf erden!
                            wer Ihn nicht ehrt, fürcht meinen groll!
                            schuld ist versäumtes soll!
                 chor   Vae Humano, Vae!
        alexander   Zeus zeiht zagzögern!
                 chor   viel leid lehrt viel
                            ist da das ziel?


szene 39

  pronosticatio   ´minor prophet´
                  lenz   et ganymed mit ins gebet
                            wohl schließen ein die obrigkeit
              sibylle   als herrin ihrer herrlichkeit  
                  lenz   wider die bauern doch sie stoßen laut in die trompet!
              sibylle   so ihre lehr lang fortbesteht
        philosoph   die freiheit eines christen
              sibylle   sei, eigne missetat im bußgebet freimütig aufzulisten
        philosoph   zur sühn bereit
              sibylle   von sünd befreit
        philosoph   frei so von schuld und fehl
              sibylle   dem Herrn wie ihren herren sie gehorchen müssten
        philosoph   mit leib und seel
              sibylle   freiwillig ihren erdentag in fron zu fristen
                  lenz   was sie mit redlichem gewissen
                            nicht zu widerlegen wissen
                            dran, ihre pfründe nicht zu missen
                            lassen sie den teufel pissen
                            wo wahrheit gar könnt ihren wahn zerreißen
                            lassen sie ihn auch mal scheißen


szene 40

              sibylle   weltlicher churfürst aufbegehr
        philosoph   mit luthers lehr
                            melanchthons werken
                  lenz   gen pabst und kaiser
              sibylle   friedrich der weiser
                  lenz   eigne irdsche macht zu stärken


szene 41

             knopf   aufsteh, gemeiner mann
                           steh auf und drauf und dran
                           jetz greift die herren an
                           uns geht der Herr voran
     bauernjörg   was sein schon 12 artikel?
                           gen schlangen stumpfe bickel
                           itz packt das pack beim wickel
                           schlagt tot die toll karnickel
        fürstabt    draufdresch jörg, dran und drauf
                           dem ungehörgen hauf
                           tisch, truchsess, tüchtig auf
                           graf fugger legt gut drauf


szene 42
            
                  chor   das gras gemäht
                             das feld gebrochen
                             das korn gesät
                             das wort gesprochen


szene 43

              kinder   eins zwei drei
                            dreimal ei dabei
                            eins und zwei vorbei
                            eins und zwei ist drei



szene 44

            sibyllen   magisterium magnificum
    philosophen   omnium unicum
            sibyllen   roten metalles
    philosophen   eins ist alles


szene 45

           historia   ´glaubet nit daß ein GOTT / Hell oder Teuffel were
                             vermeinet Leib vnd Seele stuerbe miteinander´
        philosoph   roms irdsches reich ließ unter- nur und überirdsches frei
              sibylle   aus katakomben endlich doch den himmel sehn
        philosoph   aus tod im leben heiß erflehn
              sibylle   daß nach dem tod das leben sei
        philosoph   für den verlust von heilands sterblichem gebein
              sibylle   leibhaftigen gewinn in brot und wein
                  lenz   was wohltut wollend, dass es sei
                            in jenseits, auferstehung, euchristei
                            dem gläubigen, des zweifels bar
                            gilt dumme Egosicht für wahr
                 chor   für wahr galt stets da lug und trug
                            wo wahn verstand mit blindheit schlug
        philosoph   glaube, eitles wuschgebild
              sibylle   verführt in schnödes Ichgefild
        philosoph   wo gier und geiz sich mehrt
              sibylle   statt Gott um und in sich
        philosoph   wie das wasser der fisch
              sibylle   das Selbst in gott sich selbst verehrt
            dietrich   über gestalten, im glauben gehalten
                            lässt sich schalten und walten
                  lenz   wer sich nach himmelreichen flüchtet
                            gerechtigkeit im jenseits zehrt
                            auf erden fromm die hölle züchtet
                            hienieden brav das unrecht nährt
             johann   glauben heißt sich selbst berauben
                            des edelsten, das Gott uns gab
                            wachen wägens wanderstab
                            Gott gab dem menschen den verstand
                            eigenster würde unterpfand
                            als heiligstes geschenk
                            er denk
                 chor   wahr ist was wahrgenommen sich bewährt
                            gut was des menschen wert
                            Mensch der dies ehrt


szene 46

                   lenz   nehmt Jesus endlich von dem kreuz herab
                  chor   kein gunst noch huld
                             aus angst und schuld
                   lenz   gebt seinem leichnam endlich auch ein grab
              johann   Seinen Geist lasst auferstehn
                   lenz   und werdet so ihn recht verstehn


szene 47

                 chor   gleichsam satt
                            und hunger schier
                            wer es nicht hat
                            hat al-iksir



szene 48

                  lenz   bei krozing drunt im breisgau fein
                            nah an der straß nach staufen
                            in die capelle trittst du ein
                            das fresko erscheint
            dietrich   lässt in der still dich taufen
             johann   in Deiner wunde frisches blut
                            in Deiner augen frischen mut



epilog


die bewältigung des im ´Tagebuch von Reinhart Noltz´ als ´landkhündig´ bezeichneten skandalfalls Johann von Dalbergs
als Bischof von Worms, Kanzler der Pfalz und Kaiserlicher Rat mündet,
wie ich meine, unter dem druck und im interesse von familie,
stand, kirche, ehemaligen günstlingen und engagierten
lutherischen ideologen mit der ´Historia von 1587´ und nachfolgenden Historien
schließlich in eine verdrängung missliebiger wahrheit von Dalberg-Virdung-Faustus allein zu Faustus.


das 24jährige dienstverhältnis zwischen Johann von Dalberg und Churfürst Philipp von der Pfalz sehe ich vom fanatisch lutherisch geprägten verfasser der ´Historia von 1587´, für den Johann schon als humanistisch geprägter Kanzler und Bischof,
erst recht nach seinem klerikal-feudalen interessen zuliebe offiziell behaupteten tod anno 1503 als Virdung und Faustus
ein ketzerischer Freigeist
und Philipp als aufgeschlossener Renaissancefürst ohne rechten glauben,
der Dalberg letz zuletzt den Hals gebrochen, ein Teufel war, zum 24jährigen Pakt Faustus-Mephostophiles verarbeitet.





quellen (I – II):

                I

                quelle 1   Lichtenberger Johann
                                  Pronosticatio in Latino
                                  o.O. 1488
                                  Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen
                                  4 ASTR II, 6035 INC (HSD)
                quelle 2   Lichtenberger Johann
                                  Pronosticatio zu teutsch
                                  Straßburg, B.Kistler, 31.10.1497
                                  Universitätsbibliothek Würzburg
                                  35/Inc. q. 61 (35)
                quelle 3   Tagebuch des Reinhart Noltz 1503 
                                  Stadtarchiv Worms
                                  1 B/10
                quelle 4   Acta Vormaciensia 
                                  randbemerkung auf blatt 158v
                                  Zorn-Flersheimische Chronik
                                  Stadtarchiv Worms
                                  1 B/5
                quelle 5   Lichtenberger Johann
                                  Die groß Practica
                                  o.O. 1543
                                  Bayerische Staatsbibliothek München
                                  Res. 4 Astr. p. 512,10 (Res.)
                quelle 6   Historia von D.Johann Fausten 
                                  Text des Druckes von 1587
                                  Kritische Ausgabe
                                  Mit den Zusatztexten der Wolfenbütteler Handschrift
                                  und der zeitgenössischen Drucke
                                  Hrsg. von Stephan Füssel und Hans Joachim Kreutzer
                                  Stuttgart 1988


             II

             szene   4 – zeile 4: aus quelle 1, C 6v
             szene   5 – zeile 1 und 2: aus quelle 6, kapitel 1, seite 13, zeilen 23-25
             szene   6 – zeile 1: aus quelle 6, Kapitel 2, seite 15, zeile 19
             szene   6 – zeile 7: aus quelle 6, Kapitel 2, seite 15, zeilen 19 und 20
             szene   6 – zeile 9: aus quelle 6, Kapitel 1, seite 14, zeilen 21 und 22
             szene 13 – zeile 22: kämpferinschrift über der haustür 
                                  des anno 1623 erbauten bauernhauses an der alten pumpe
                                  in oberwinter am rhein
             szene 19 – zeile 10: aus einem distichon Joannis Camerarii Dalburgii
                                  über den tod Rudolphi Agricolae
                                  abgedruckt bei
                                 MORNEWEG Karl : Johann von Dalberg, ein deutscher Humanist und Bischof,
                                 Heidelberg 1887, seite 352
             szene 20 – zeile 1 und 2: aus quelle 6, Kapitel 18, seite 44, zeilen 8-10
             szene 20 – zeilen 3-5: aus quelle 1, A 3r
             szene 20 – zeilen 6-8: aus quelle 6, Kapitel 18, seite 44, zeilen 11-14
             szene 20 – zeilen 9-12: aus quelle 1, A 5r
             szene 20 – zeilen 13 und 14: aus quelle 6, Kapitel 18, seite 44, zeilen 14-16
             szene 20 – zeile 15: aus quelle 1, F 6r
             szene 20 – zeilen 16 und 17: aus quelle 5, A 1r
             szene 21 – zeilen 1-3: aus dem brief 
                                  Johannis Camerarii Con. Celti
                                  Nonis Novembribus M.D.ij
                                  Österreichische Nationalbibliothek Wien
                                  Cod. 3448, Brief XII.2, fol. 137v-138r
             szene 22 – zeilen 1 und 2: aus quelle 6, Kapitel 10, seite 27, zeilen 24-27
             szene 22 – zeilen 5-7: aus quelle 6, Kapitel 10, seite 29, zeilen 14-16
             szene 23 – zeilen 1-4: aus quelle 6, Kapitel 10, seite 28, zeilen 24-27
             szene 23 – zeilen 9-14: aus quelle 3, seite 288
             szene 24 – zeilen 1-3: quelle 4
             szene 25 – zeile 1 und 2: aus quelle 3, seite 286
             szene 25 – zeilen 4-6: aus quelle 3, seiten 287 und 288
             szene 26 – zeilen 1 und 2, 7-23, 24 und 25: aus dem brief 
                                  Johannis Vernerii. S.C.Celti
                                  die septima Decembris Anno Salutis nostrae M.D.iij
                                  Österreichiche Nationalbibliothek Wien
                                  Cod. 3448, Brief XIII.1, fol. 145r-147r

             szene 31 – zeile 7: aus dem brief
                                  des Johannes Trithemius an Johannes Virdung von Hassfurt
                                  vom 20.August 1507
                                  Bibliotheca Apostolica Vaticana
                                  Pal. lat. 730, fol. 174r-175r
             szene 31 – zeile 9: aus dem brief
                                  des Mutianus Rufus an Henricus Urbanus, 1513
                                  abgedruckt bei MAHAL, Günther : Faust, Die Spuren eines geheimnisvollen
                                  Lebens

                                  Taschenbuchausgabe: Reinbeck, 1995, seite 91
                                  (Buchausgabe: Bern und München, 1980)
             szene 31 – zeile 11: aus quelle 6, Quellentexte-QT 54, seite 272, zeile 3
                                  sowie Literaturverzeichnis, III. Zeitgenössische Texte, seite 313
                                  Manlius, Johannes: Locorvm Commvnium / Der Erste Theil
                                  Getruckt zu Franckfurt am Mayn. 1565
             szene 32 – zeile 2: siehe szene 31, zeile 7
             szene 33 – zeile 5: siehe szene 31, zeile 9
             szene 35 – zeile 1: quelle 2, B 5r
             szene 37 – zeile 4: quelle 1, B 6r
             szene 39 – zeile 1: quelle 1, E 4r
             szene 45 – zeile 1 und 2: quelle 6, Kapitel 10, seite 27, zeilen 25 und 26
           postcursor – zeile 1 und 2: aus 
                                 ´Fragment aus einer Farce die Höllenrichter genannt´
                                   von Jakob Michael Reinhold LENZ




anmerkungen:


  szene 2 - zeilen 1 und 2 : 
                    der gallische (französische) könig trägt drei,
                    camerarius (Johann von Dalberg, Kämmerer von Worms)         
                    se(x)chs (lilien in seinem wappen)

 szene 3 -  zeile 1 : 
                    hebräisch Johann(es) : gott ist gnädig
 
 szene 4 - :  das chordreieck in anordnung der sechs lilien im dalberg’ schen wappen   
                    gebildet   .    .    .    von drei philosophen und drei sibyllen
                                       .    .
                                         .

                   
                              
                    zeile 1 : 
                    aus quelle 1, seite C viv :
                    deutsche übersetzung aus quelle 2, seite D iiiiv :
                    Was ein neuwer topff erstlich in sich fasset/darnach reucht er alle zeyt/
                    sowie aus :
                    Die weissagunge Johannis Liechtenbergers teutsch/ zugericht mit fleiß. M.D.Lxxxv.
                    (Universitäts- und Landesbibliothek Bonn, sign. Gb 1243/20,              
                    im folgenden: ’ bonner Lichtenberger von 1585’)
                    seite E viii :
                    Wz ein newer topff erstlich in sich fasset/ darnach reucht er alle zeit/...                  
                    zeilen 2 - 10 : 
                    in Oppenheim, der geburtsstadt Johann von Dalbergs gab es schon zu seiner zeit
                    St. Bartholomäus, eine frühe Bettelordenskirche der Franziskaner
                    sowie die gotische Katharinenkirche mit den berühmten Glasfenstern
                    in der legende der Katharina von Alexandria spielen
                    ihre Weisheit und mythische Vermählung mit Christus eine besondere rolle


  szene 6 - zeile 12 : 
                    odusculen :
                    aus altlateinisch odos, odoris m : gestank, wohlgeruch
                    cuculus,i m : kuckuck, gimpel, tölpel, faulpelz
                    deutsch kuhle(kaule), lautreim zu buhlen und suhlen


  szene 7-  zeile 1 und 2 : 
                    in cathedra :
                    nach zeitgemäßen abbildungen saßen doc(tores) inter auditores
                    die lehrer in den hörsälen damaliger universitäten inmitten ihrer zuhörer
                    zeile 3 : 
                    comis fames : allgefälliger hunger
                    im gegensatz zu szene 16 - zeile 3 : viel edler hunger
                    zeile 4 : 
                    in ciborio : im (hostien)kelch
                    im gegensatz zu szene 16 - zeile 4 : in cristallo von lat. crystallus,i f (gr. fremdwort)
                    metonymisch : kristallkugel (in magischem sinn), bei Martial = kristallbecher
                    zeile 5 : 
                    notio ex spiritu fert librartisten :
                    begriff aus (kirchlichem) geist fertigt magister (scholastischer) artes liberales
                    im gegensatz zu szene 16 - zeile 5


  szene 8 - zeilen 1 - 3 : 
                    anno 1453 fällt konstantinopel
                    zeile 4 :
                    allah kommt in die stadt : istanbul

  szene 9 - zeilen 12 und 13 : 
                    antes novellando : weinstockreihen durch setzen neuer weinstöcke
                    vites colendo : weinreben durch pflege


szene 11 - zeile 2 : 
                    Rudolf Agricola (1444-1485) und Dietrich von Plieningen (um 1453-1520)
                    zeile 4 : 
                    1474/75 war Johann von Dalberg Rektor der Universität Pavia

szene 12 - zeile 1 : 
                    hans der pfeiffer : Hans Böhm
                    zeilen 1 - 14 : 
                    Niklashauser Fahrt 1476


szene 13 - zeile 6 : 
                    archidapifer : 
                    hauptspeisenträger, truchsess
                    zeile 8 : 
                    Clio : 
                    Muse der geschichtsschreibung
                    zeile 21 : 
                    teufelssillen : 
                    zaumzeug, das kirchenhirten der von ihnen für sich und ihre schafe erfundenen
                    teufelsgestalt (zwecks innerer entlastung nach außen verdrängter schuldkomplex)
                    anzulegen pfleg(t)en,
                    sillen : 
                    spottttverse (Xenophanes aus Kolophon und Timon von Phleius) 


szene 14 - zeile 2 : 
                    ingenuus:  
                    der aufrichtige : Churfürst Philipp von der Pfalz
                    vividior : 
                    komparativ zu vividus : (geistig) lebhaft, munter, feurig : der (geistig) regere
                    zeile 6 : 
                    agricola : 
                    der (geistige) erbauer : Rudolf Agricola
                    zeilen 7 – 9 : 
                    fors fortuna :   glücklicher zufall
                    focus formans : schöpferisch schaffendes feuer
                    fons formae : quelle schönen gestaltens
                    (vorgenannten in derselben reihenfolge zugeordnet)
                    zeile 11 : 
                    maiae mai : 
                    Maia : altrömische wachstums- und naturgöttin,
                    der am 1. mai, dem nach ihr benannten monat, geopfert wurde


szene 15 - zeilen 1 und 2 : 

                    in der spätscholastik (14. und 15. jh.) gab es zwei rivalisierende ordensdoktrinen :
                    der nominalisten und die der renominalisten (thomisten und skotisten)
                    zeile 4 :
                    das churpfälzische wappen enthält neben weiß-blauen rauten zwei löwen

szene 18 - zeilen 1 - 6 : 
                    iterum meridies : abermals mittag (süden, italien)
                    tum numquam iterum caelestes : dann nimmermehr himmlische (götter italiens)
                    roma aeviterna : ewiges rom
                    feriae latinae : latinische festtage (bundesfest latinischer städte)
                    carmina marsa :
                    marsische lieder (Marser, ein volk Latiums um den Fucinersee, als heilkundige
                   
zauberer bekannt)

                    anus sabellicae :
                    sabellische alte (sabellische, sabinische, marsische wahrsagerin)


szene 19 - zeile 2 : 
                    neniae teutonicae : deutsche klaggesänge
                    zeile 10 : 
                    ´Cui culta est virtus, non nisi faustus obit´ : glücklich geht, dem tugend ward
                           aus Morneweg, Karl: Johann von Dalberg, ein deutscher Humanist und Bischof,
                    Heidelberg, 1887
, Seite 352
                    zeilen 11 - 13 : 
                    Agricola eo : (lat.) (geistiger) Erbauer (kommt) ihm (Rudolf Agricola) zu
                    virdung ego : (lat.-d.) dungmann (bin) ich (johann als Johann Virdung)
                    georgius illo : (gr.) erbauer (kommt) jenem durch jenen (per quendam ciuem)
                    (im Brief des Johannes Trithemius an Johann Virdung vom 20.08 1507
                    als magister georgius sabellicus faustus Iunior betitelten homo ille) zu,
                    (in dem zum ersten mal in der wohl wichtigsten historischen faustquelle
                    der beiname faustus fällt, welchen brief ich entgegen bisheriger interpretation
                    für eine einzige Fiktion halte,
                    mit welchem Trithemius, wohlwissend, dass Virdung auch Faustus ist,
                    aus eigenen schlechten erfahrungen mit vorwürfen und übler nachrede,
                    er selbst, Trithemius, sei eben auch ein solch schwarzer magier,
                    wie er ihn in diesem brief beschreibt, Virdung vor ähnlich gefährlichen  
                    verdächtigungen,
                    wie sie ihm selbst zur genüge widerfahren sind und ihn ständig weiterhin bedrängen,
                    warnen will, Virdung solle sich ja davor in acht nehmen,
                    Faustus nicht so nah an sich herankommen,
                    sich mit ihm in verbindung bringen zu lassen)


szene 20 - zeilen 3 -5 : 
                    aus quelle 1, seite A iii :
                    deutsche übersetzung aus quelle 2, seite A iii : 
                    Darumb/ich Ungenannter/ der ich fürchte den zorn des teuffels/
                    hab mich auffgemacht in dem felde/wie die arme Ruth/vnd folge nach dem Boas
                    vnd den schnitter/das ist den vorigen Philosophen ...
                    sowie aus :
                    ’ bonner Lichtenberger von 1585’, seite A vi :
                    Darumb/ich ungenannter/der ich förchte den zorn deß Teufels/
                    hab mich auffgemacht in dem felde/wie die arme Ruth/vnd folge nach dem Beas/
                    vnd den Schnittern/das ist/den vorigen Philosophen ...
                    zeilen 9 - 12 : 
                    aus quelle 1, seite A v :
                    deutsche übersetzung aus quelle 2, seite A vv : 
                    .../bitte von dir nur die körnlein deiner barmhertzigkayt/dich einigenn Boas bette ich
                    an/breytte den mandtel deyner gnade vber mich/wie die liebe Ruth vonn dem
                    Boas batt/Denn du bist meyem freunde vnnd verwandter/Dich ruffe ich an/zu dir
                    Strecke ich demüttigklich meyne hennd auß dich ehreich mitt ziterm gebette/das
                    Du durch krafftt vnnd beystannd deyner göttlichenn gewaltt/deynem unwirdigenn
                    knechte Johanni Liechtenberger wöllest offenbaren/...
                    sowie aus :
                    ’ bonner Lichtenberger von 1585’, seite B iiiv :
                    .../bit von dir nur die körnlein deiner Barmhertzigkeit/dich einigen Boas bette ich an/
                    breit den Mantel deiner gnade vber mich/wie die liebe Ruth von dem Boas bat/
                    Denn du bist mein Freundt und Verwandter/Dich ruffe ich an/zu dir strecke ich
                    demütiglich meine Hende auß/ dich ehre ich mit zitterm Gebet/daß du durch krafft
                    vnd beistand deiner Göttlichen gewalt/deinem vnwirdigen Knecht Johanni
                    Liechtenberger wöllest offenbaren/...
                    zeile 15 : 
                    aus quelle 1, seite F vi : 
                    deutsche übersetzung aus quelle 5, seite A i, in derselben szene 20, zeile 16


szene 21 - zeilen 1 - 3 : 
                   'Wir sind, inzwischen, wieder an den Pfahl gebannt,
                    an den wir schon lange gebunden waren.
                    Der beste und größte Gott möge alles begünstigen':
                   
Johann von Dalbergs zweite Verpflichtung zum Kanzler Churfürst Philipps,
                    was sich in quelle 6, kapitel 53, seite 120, als Doct. Fausti zweyte Verschreibung /
                    so er seinem Geist vbergeben hat, niederschlug


szene 24 - zeilen 1 - 3 : 
                    Derselbe Bischof schließlich, im bogen der lust den penis gewundet,
                    hat unversehens kopfüber in einen dunklen keller stürzend in Heidelberg anno 1503
                    mit einem elendigen geschick bezahlt

szene 25 - zeile 7 : 
                    bahrgericht : 
                    Jacob Grimm : Deutsche Rechtsaltertümer,
                    unveränd. reprogr. Nachdr. 1994, Bd. 2, S. 593 ff. :
                    Bahrgericht fand beim todschlag statt, wenn der thäter unentdeckt,
                    aber verdacht gegen einen oder mehere vorhanden war;
                    man ließ sie an die bahre treten und den leichnam berühren,
                    im glauben, bei annäherung des schuldigen werde er zu bluten beginnen . . .


szene 26 - zeilen 1 und 2 : 
                    deutsche übersetzung : 
                    ´über abschied und verzicht
                    eines so bedeutenden herrn und überaus wohlwollenden gönners´.
                    zeilen 7 - 23 : 
                    deutsche übersetzung : 
                    ´in solch großer seelischer niedergeschlagenheit tröstet mich oft
                    jenes griechische Diogenes Laertius büchlein,
                    das er mir gnädiglich gleichsam zum pfand zurückgelassen,
                    denn auf sein (Johann von Dalbergs) geheiß hin habe ich
                    ein freilich anderen inhalts sowohl in astronomischer hinsicht sehr kostbares
                    als auch weltweit äußerst seltenes büchlein
                    Johannes Hasfurt, einem doctor artium
                    und mathematiker des illustren herzogs und pfalzfürsten überlassen.
                    dieser aber ist mit demselben buch verlustig.
                    ist kein leeres gerücht,
                    dass er um magischer verwirrung willen nach england gereist,
                    derselbe ist jedoch bis heute weder zurückgekehrt noch zum vorschein kommen.
                    jene kleine griechische handschrift aber des ehrwürdigen meisters
                    trage ich seiner eingedenk bei mir,
                    behüte und liebe sie aufs innigste
                    und so oft ich jene sehe und lese so oft bereitet es mir
                    höchste freude und ungeheuren trost.´


szene 27 - zeile 7 : 
                    dalanc : 
                    DWB, bd. 2, sp. 698 :
                    DALING, adv. jetzt, heute, das mhd. aus tagelanc zusammengezogene tâlanc,
                    das eigentlich den tag über heiszt und schon im 12ten jahrh. erscheint.
                    dâlanc Reinhart fuchs 656. 660 ...
                    Friedrich Kluge : Etymologisches Wörterbuch, 1963, s. 768 :
                    Tal n. ...Daß die Grundbed. ’Wölbung’ (konkav oder konvex) war ...
                    dalanc als etymologische brücke zu Dal(Lichten)berg(er)


szene 28 - zeile 1 : 
                    skandalum : 
                    gr. skándalon ’das losschnellende Stellholz in der Falle’
                    (Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch, 1963, s. 711)                   

szene 29 - zeilen 1 - 26 : 
                    johanns monolog nach quelle 6, kapitel 64, seite 115, zeile 1 :
                    Ja/ich seye wo ich woelle/so bin ich gefangen
                    und Georg Rudolff Widman : D.Johannes Faustus, 1599, 3.Theil, 14.Cap., seite NN iiiv :
                    .../ergrieff ein Messer/vnd wolte sich damit selbs entleiben/...

szene 30 - zeile 1 : 
                    Landshuter Erbfolgekrieg (1504/05)


szene 31 - zeilen 6, 8, 10 : 
                    primum, deinde, denique : zuerst, darauf, schließlich

szene 32 - zeile 1 : 
                    Brief des Johannes Trithemius (1462-1516) an Johann Virdung vom 20. 08. 1507
                    (siehe anmerkung zu szene 19)
                    zeile 4 : 
                    pro longum bacillum! : welch lang(wirkend)er bazillus!
                    zeile 6 :
                    trismegistos : 
                    gr. der dreimal größte : Hermes Trismegistos : schöpfer und verkünder der
                    hermetischen Literatur
                    zeile 6 :
                    arcano :  
                    im geheimen


szene 33 - zeile 5 : 
                    die rohen bewunderten (ihn)

szene 35 - zeilen 3 – 5 : 
                    nach Albrecht Dürers Wassermühle im Gebirge, um 1495/95 (Kupferstichkabinett
                    Berlin)
                    Akeleistock, um 1525 (Albertina Wien)
                    Großes Rasenstück, 1503 (Albertina Wien)


szene 36 - zeilen 8 und 9 : 
                    eines ist gemeinsam, alles ist gemeinsames

szene 37 - zeile 4 : 
                    aus quelle 1, seite B vi :
                    deutsche übersetzung aus quelle 2, seite C ii :
                    .../werden das golde für Got eeren.
                    sowie aus :
                    ’ bonner Lichtenberger von 1585’, seite C viiiv :
                    .../werden das Gold für Gott ehren.
 
szene 38 :  nach quelle 6, Kapitel 33 : 
                     Ein Historia von D. Fausto vnd Keyser Carolo Quinto


szene 39 - zeile 1 : 
                    nach quelle 1, Ca. xxxi, seite E iiii :
                    deutsche übersetzung aus quelle 2, seite F vv : 
               .../das da soll geporn werden noch ein ander kleiner prophet/...
                    und nach derselben quelle 2, Capitel XXXI – XXXIIII, seiten F vv – G iiv
                    sowie nach :
                    ’ bonner Lichtenberger von 1585’, Capittel xxxi – xxxiiii, seiten H vi – J iv
                    zeile 2 : 
                    ganymed : philipp melanchthon 
                    zeile 20 : 
                    in seinen LOCORUM communium collectanea
                    (Universitäts- und Landesbibliothek Bonn, sign. Gk 116, Budissinae 1565, seite 39)
                    nennt Johannes Manlius Faustus turpißima bestia und cloaca multorum diabolorum
                    in quelle 6, QT 54, seite 272, zeilen 30 und 31 :
                    .../und ungeheurig thier/vnd stinckend heimlich gemach/(d. i. Abort) des Teuffels/...
                         


über den hintergrund von hass auf, die verteufelung des Faustus

durch luther und seine anhänger bis in die Historia von 1587


bei Christopher Marlowe in

The Tragicall History of Doctor Faustus, 1604, Ii:


Faustus

  . . .

  And I, that have with concise syllogisms

  Gravell'd the pastors of the German church,

  And made the flowering pride of Wertenberg

  Swarm to my problems, as the infernal spirits

  On sweet Musaeus when he came to hell,

  Will be as cunning as Agrippa was,

  Whose shadow made all Europe honour him.

  . . .“



szene 41 - zeile 1 : 
                    knopf: Jörg Schmid aus Leubas
                    zeile 5 : 
                    bauernjörg : Truchsess Georg von Waldburg
                    zeile 9 : 
                    fürstabt : Fürstabt von Kempten
szene 44 - zeilen 1 und 2 sowie 4 und 5 : 
                    magisterium magnificum
                    omnium unicum                       
                    roten metalles
                    eins ist alles :
                    alchimistisch philosophische Höhen
szene 47 - zeile 4 : 
                    al-iksir :  
                    arabischer ursprungsbegriff von elixier
szene 48 - zeile 3 : 
                    capelle :  
                    die Glöcklehofkapelle in bad krozingen 


                   
                   

                    zeile 5 : 
                    taufen : 
                    tauchen



 

ortwin mohnkern

dal(berg)vir(dung)fa(ustus)

ableitung


von faustus zu virdung :                                                                                                                                                                                                                                         

konnte oder musste ein meister der schwarzen nicht auch eine koryphäe der weißen magie sein? konnte oder musste es solch eine Person nicht auf potestatis parkett ebenso weit wie auf daemonis dielen bringen?

Mutianus Rufus spricht in seinem brief an Heinrich Urbanus 1513 von einem ´georgius faustus helmitheus hedelbergensis´,

das protokoll des ingolstädter stadtrats 1528 von einem ´doctor Jorg Faustus von Haidlberg´,


Johannes Trithemius in seinem brief vom 20.08.1507, bibliotheca apostolica vaticana pal. lat. 730, 174r - 175r :  

´ad magistrum ioannem virdungi de hasfurdia mathematicum serenissimi

principis philippi palatini comitis´, an Johann Virdung in Heidelberg

von einem ´Magister georgius sabellicus faustus iunior´,

´Titulum stulticie sue qualem dedit ad te quem memorauimus per quendam ciuem ad me destinauit

(den titel, wie er ihn dir in seiner einfalt gab, an den wir erinnert haben, hat er durch einen bürger auch mir angehängt),

...´per quendam ciuem´...

...´Im ersten Buch (der Steganographia des Johannes Trithemius) eine Geheimschrift, die in einem unverdächtigen Text verborgen sein soll, im zweiten eine Technik der Nachrichtenübermittlung  mit Hilfe eines Boten, der von der Botschaft selbst keine Kenntnis hat, oder auch unter Zuhilfenahme eines Boten;´ ...

(aus dem brief des Johannes Trithemius an Arnold Bostius, 1499).

ich halte Trithemius´ brief an Johann Virdung vom 20.08.1507 für eine einzige fiktion, die Trithemius selbst nach außen hin der schwarzen magie entheben,

zugleich durch eine von ihm als einer auf dem gebiet der magie wohlbekannten, hochgeschätzten kapazität dokumentierte trennung von virdung-faustus in Virdung und Faustus sowohl seinem kollegen Virdung seinen heißgeliebten Faustus neben seiner stellung als mathematicus und astrologus am churpfälzischen hof zu heidelberg unter dem besonderen schutz des churfürsten erlauben helfen als auch freund Virdung davor warnen sollte, hominem illum, prototyp eines schwarzen magiers, nicht so nah an sich herankommen, mit sich in verbindung bringen zu lassen.


in kapitel 18 der Historia von D.Johann Fausten von 1587,

D. Faustus ein Calendermacher und Astrologus,

(Füssel und Kreutzer, s.66)

könnte Virdung nicht treffender beschrieben werden.

in derselben Historia :

.../ er thete seinem Herrn dem Churfuersten / auch dem Hertzogen auß Bayrn / vnd dem Bischoffen von Saltzburg / viel Leyds in den Kellern / ...

(Füssel und Kreutzer, s.27)


zu lichtenberger / virdung :


Dietrich Kurze: Johannes Lichtenberger, 1960,

s. 52:

´Hans Virdung aus Haßfurt, Mediziner, Mathematiker und Astrologe, der in enger Beziehung zu Pfalzgraf Ludwig stand, hat schon in seiner ersten Practica Teutsch ... Von der zukunft des newen Propheten und ander großer geschicht ... auf ein Hauptthema seines gerade (1503) verstorbenen Kollegen (Johannes Lichtenberger) zurückgegriffen. In der Art des Aufbaues, in Motiven und Illustrationen kommt auch seine 1521 anläßlich der erwarteten Konjunktion in den Fischen geschriebene Practica dem Werk des Pfälzers sehr nahe. Wörtlichen Anklang haben die Prophetie über das schifflein sant Peters und über die Heimkehr der böhmischen Kirche nach Rom.´

s. 85:

7.´Die groß Practica ... durch Bilger Ruth (Lichtenberger) und M.Virdung.

     1543 o.O.´


kopie eines computerausdrucks der ULB Bonn vom 30.05.1997:

Lichtenberger, Johann:

Die groß Practica: werhafftig biß mann zelt M.D.lxxxj. jar.; Darinn werden auß der schweren Coniunction Saturnj vnd Jupiters, Anno M.cccc.lxxxiiij. vnd grossen Eclypsis der Sonnen, Anno. M.cccclxxxv. Auch auß der sorglichen ... zusammenfügung aller Planeten inn den fischen, geschehen, Anno M.D.xxiiij. grosse ... händel und propheceien ... trewlichen angezeygt / durch den Bilger Ruth (Lichtenberger) im walt verborgen und M.Johan virdung von Haßfurt an tag geben

Straßburgk: Cammerlander, (ca. 1544). – (40) Bl. ; 8-o (4-o)

Einheitssacht.: Pronosticatio (dt.). – Aus dem Lat.

Bibliogr. Nachweis: VD 16 L 1612

 

etymologische ableitung von Dalberg zu Lichtenberger



von virdung zu dalberg :


aus meinem johann von dalberg, szene 26:


     werner   ´de tanti domini ac patroni immo potius amicissimi viri

                    obitu atque carentia´

          lenz   aufstöhnet ein verehrerheer

                    einst buhlend, hochbesorgt nun um des gönners ehr

      sibylle   und mit der zeit es wurden immer mehr

          lenz   auch johann werner dalbergs schicksal schmerzet sehr


     werner   ´In tanta igitur mentis proturbatione saepe consulator me

                      libellus ille graecus Laertius videlicet Diogenes

                      quem sua dignatio tanquam pro pignore mihi reliquit

                      nam eius (Johann von Dalbergs) iussu quempiam alium libellum

                      et in re astronomica satis pretiosum

                      atque in orbe terrarum rarissimum accomodaui

                      Johanni Hasfurt artium doctori

                      atque illustris ducis ac principis palatini mathematico

                      hic autem cum ipso libro est perditus

                      haud vanus rumor est

                      magicae distendendae gratia in angliam profectum esse

                      ipse tamen usque hodie non redijt comparuitque

                      grecum autem codiculum illum sanctissimi antistitis

                      sui memoriae causa mecum teno

                      seruo ac religiosissime amplector

                      et quotiens illum video legoque totiens mihi

                      summam voluptatem atque immensam consolationem affert´

           lenz   ´Johannes Hasfurt cum ipso libro

                      magicae distendendae gratia in angliam´ verschwand

  philosoph   irgendwo ist nirgendwo

       sibylle   das kostbar büchlein blieb in johanns hand


                      (zeilen 1 und 2, 8-26 aus dem brief

                      Johannis Vernerii. S.C.Celti

                      die septima Decembris Anno Salutis nostrae M.D.iij

                      Österreichische Nationalbibliothek Wien

                      Cod.3448, Brief XIII.1, fol.145-147r)



von faustus zu dalberg :



Wittenberg der Historia von 1587:

Johann Spies war von 1582-1585 in heidelberg tätig.

unter Churfürst Ludwig VI., (zwischen zwei epochen, da Heidelberg das Genf seiner Zeit),

war Heidelberg das Wittenberg seiner Zeit:

hie :  Wittenberg

da :  Heidelberg


hie :  der pakt mit dem teufel

da :  die  bestellung Johann von Dalbergs zum Kanzler


hie :  blutsbesiegelung

da :   blutsbrüderschaft?


hie :  24jähriger teufelspakt

da :  24 jähriger dienst (1479-1503) Johann von Dalbergs für Churfürst Philipp


hie :   ´... Ich D.Faustus bekenne mit meiner eygen Handt und Blut / daß ich diß mein erst Jnstrument

          vnnd Verschreibung biß in die 17. jar / steiff vnd fest gehalten habe /...´

          (Historia von 1587, Füssel und Kreutzer, s.104)

da :  Johann von Dalberg war (offiziell) Kanzler der Pfalz von 1479

          bis ins 17. jahr 1496

          und wieder von 1502-1503

          (GHA München, Kor.Akte 963 1/2, fol.126r)

          sowie

          ´Nos fere .interea. ad eum quem iam diu palum obligati eramus rursus defixi sumus.

          Deus optimus maximus res omnes secundet.´

          (Österreichische Nationalbibliothek Wien

          Cod.3448, Brief XII.2, fol.138r)


hie :  weltreisen von teufels gnaden

da :  weltreisen von Philipps gnaden


hie :  ´D.Faustus gab das Fersengelt die Stiegen hinab / da erhaschet jn ein Mann /
          der wirfft jn wider in die Stuben hineyn / daß
er weder Haende noch Füesse regen kundt´

            (Historia von 1587, Füssel und Kreutzer, s.28)

da :  Otto Herding : Jakob Wimpfelings »Adolescentia«, 1965,

                                         seite 375, zeile 7 bis seite 376, zeile 13,

                                         Druck B: Straßburg, Johannes Knoblauch, 1505:

  

´Epigrammata in Ioannem Camerarium Dalburgum episcopum Worma-                  B fol.82r

ciensem. Distichon doctoris Sebastiani Brant Ar+gentini, in quo reperitur

numerus anni obitus sui, diem autem nihil signat.


                      Praesul in hoc tumolo Dalburg iacet ipse Ioannes,

                           lux studii et vera nobilitate parens.


             Solutum Wimphelingi in quo numerus anni:


                      Recte doleo, flos omnis doctrinae cadens iacet.

 

                                        Distichon eiusdem.

                      Forma genus vires facundia scire potestas

                              quid prosunt? Cecidit, cui dedit ista deus.

Epigrammata soluta secundum ordinem sex casuum a doctore Thoma

Wolfio iuniore iussu Wimphelingii condita.

                                           Deo trino et uni sacrum.

Ioannes Dalburgius praesul Wormaciensis sub hoc lapide tegitur, homo

genere doctrina et vitae integritate mirabilis, quem vita functum

cuncti flevere mortales.


                                       Christo optimo maximo sacrum.

Viator, asta ac perlege: Ioannis Dalburgii ossa ac cineres sub hoc duro

et frigido saxo iacent, quem multiiugae corporis et animi dotes ad

Wormaciensem provexerunt episcopatum, cui XX plus minus annis

pie ac sincere praefuit. Is dum aulam sequitur Palatini ducis, atroci

febre paene subito extinctus est Heydelbergii anno Christi MDIII, V.

kalendas Augusti. Vixit annis L men(sibus) hor(is). Vale qui legis.


                                             Summo numini sacrum.

Ioanni Dalburgio episcopo Wormaciensi facundiae litterarum parenti,

qui Heydelbergii crudeli morbo celerrime interemptus est. Magno sui

desiderio relicto amici homini optimo atque integerrimo inconsola-

biles b(ustum) m(armoreum) posuere. Moritur anno Christi MDIII.


                                             Deo immortali sacrum.

Ioannem Dalburgium antistitem Wormaciensem, virum integritate

Catoni et religione Numae comparem, hoc saxum tenet. Quem generis

nobilitas morum ac doctrinae praestantia immortalem reddiderunt,

obiit.

In pace domini hic quiescis, o Ioannes Dalburgi Wormaciensis antistes,

qui bene vivendi normam posteris feliciter felix ipse praebuisti.

Heus tu, qui hac transis, reverenter subsiste. Vides hoc saxum a Ioanne

Dalburgio Vangionum praesule illustretur egregie, qui a doctis unde-

cumque doctissimus est habitus, quem vel ipsa Atropos ferrea extinc-

tum deflet. Heu infelicem mortalium condicionem! Abi qui legis et vale.´

 

          dieselben Epigrammata erschienen in demselben jahr,

         in dem von Dalberg sich den hals gebrochen, bereits in:

          Albrecht <von Eyb>

          Titel: Margarita poetica / [Albrecht von Eyb]. Ringmannus Philesius Vosagigena Lectori ...

          Erschienen: 1503

          Kolophon: Impressum Argentinae per industrium vir[um] Ioannem Priis: Ciuem

          Agentinen[sem]. Anno. M. CCCCC. III. Septi[m]o Idus Septembris.



hie :  ´D.Faustus gab das Fersengelt die Stiegen hinab / da erhaschet jn ein Mann / der wirfft jn wider

          in die Stuben hineyn / daß er weder Haende noch Füesse regen kundt´

            (Historia von 1587, Füssel und Kreutzer, s.28)

da :  ´Darnach sagt man offentlich er (Johann von Dalberg) wehre in eines pfaltzgräffischen Secretarii 
          Hauß Heinrich Schreiber genannt, ohnversehenlich
in einen Keller gefallen,  
          ward landkhündig, derselbe hat ein hüpsch Weib und
was der Secretarius desselben tags mit
          den Fürsten nit fern von Lampertheim.
Got trost alle glaubige Seelen.´         

            (Tagebuch des Reinhart Noltz, 1503, Stadtarchiv Worms, -1 B/10)


hie :  ´D.Faustus gab das Fersengelt die Stiegen hinab / da erhaschet jn ein Mann / der wirfft jn wider

          in die Stuben hineyn / daß er weder Haende noch Füesse regen kundt´

da :  ´vnd steckt den butzen herauß´

             (Der Ander Theil. Der Historien von Doct.Johanne Fausto. ... 2.teil, 25.kap., q iij, Durch Georg

               Rudolff Widman, 1599)


hie :  ´D.Faustus gab das Fersengelt die Stiegen hinab / da erhaschet jn ein Mann / der wirfft jn wider

          in die Stuben hineyn / daß er weder Haende noch Füesse regen kundt´

da :  ´Tandem idem episcopus (Johann von Dalberg) cupidinis arcu vulneratus penum celarij in

          crepusculo matutinalj improuise praecipitans Heidelbergae Anno 1503 misere fata persolvit´

          (Acta Vormaciensia, randbemerkung auf blatt 158v, Zorn-Flersheimische Chronik, Stadtarchiv

           Worms, -1 B/5)

     

hie :  ´D.Faustus gab das Fersengelt die Stiegen hinab / da erhaschet jn ein Mann / der wirfft jn wider

          in die Stuben hineyn / daß er weder Haende noch Füesse regen kundt´

da :  ´Scimus quanta fuerit Dalburgii Vangionum Episcopi, qui Rudolpho Agricolae familiaris fuit,

          doctrina ac eloquentia et autoritas. Is Heidelbergae in aedes adulterae ingrediens in cellam

          decidit, ac statim extinctus est.´

           (Corpus Reformatorum, Volumen XII. Orationes Philippi Melanthonis, Nr. 148, 1555, Oratio de

             coniugio, 133)

      

hie :  ´D.Faustus gab das Fersengelt die Stiegen hinab / da erhaschet jn ein Mann / der wirfft jn wider
           in die Stuben hineyn / daß er weder Haende noch Füesse regen kundt´

da :  ´11. De Episcopo Wormacensi. Dalburgius fuit Episcopus Wormaciensis, & Consiliarius Palatini.

           Heidelbergae (cum ego & pater meus ibi essemus) aluit scortum, cui cum multa elargitus

           esset, illud tandem ei fecit insidias cum reliquis suis corrivalibus. Ingressus itaque domum

           meretricis, per scalas decidit in cellam, & sic   fracto collo , obiit.

           Hic Dalburgius aluit Rudolphum Agricolam, und wann sie tanz hielten, so schlug Rudolphus auf
           der Lauten, quia erat bonus musicus, & ejus compositiones adhuc exstant.´
           [Narrationes jucundae & utiles ex praelectionibus (ni coniectura fallit) Philippi Melanchthonis
             exceptae, ac collectae a diligente & perindustrio quodam Auditore.
             In 8.
aus Johann Georg
Schelhorns Ergötzlichkeiten aus der Kirchenhistorie und Literatur, Zweyter Band, 1763, 741]

      

   

zwei jahre, nachdem von Dalberg sich den hals gebrochen, setzt Ioannes Gallinarius einen eigenen dialog in seine ausgabe von Wimphelings »Adolescentia« :


Otto Herding: Jakob Wimpfelings »Adolescentia«, 1965, seite 374,

                               zeile 14 bis seite 375, zeile 7,

                               Druck B: Straßburg, Johannes Knoblauch, 1505:


´B fol.81v      *104.a  Epitaphium dialogicum Ioannis Dalburgii154 episcopi Vangio-

                                         num editum a Ioanne Gallinario Budorino


                            ANTISTES

              Vix mundum ingressus, vix pauca volumina legi,

                 extemplo Stygios cogor adire lacus.

              Lex iniusta deum, lex est et iniqua profecto:

                 dum sapere incepit, mox relegatur homo.

                            MORS

              Hic homo cur queritur? Quid parcas fata deosque

                 increpat et nobis se timet esse parem?

                            ANTISTES

              Heu trahor ante diem. MORS Cur ante diem? ANT. Iuvenis sum.

                            MORS

                 Te mox e puero vidimus esse senem.

                            ANTISTES

              Tunc puer imberbis. MORS Gravis at virtute. ANT. Sed amens,

                 ut mos est iuvenum sic ratione vacans.

                            MORS

              Vidisti Ausoniam? ANT. Fateor. MORS Scis bifida iura,

                 scis triplici lingua splendida quaeque loqui!

                            ANTISTES

              Multa quidem didici, discenda et multa supersunt,

                 quae docet antiquis Thessala musa libris.

                            MORS

              Paeniteo, postquam tua clara volumina vidi,

                 pol te grandaevum credideram esse senem.´



quisquis quidquid intellegere vult

aures animumque advertat

 

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