exposé zu meinem ´johann von dalberg´
nach intensiven studien historischer quellen habe ich entdeckt, dass Johann von Dalberg, galeonsfigur des Deutschen Frühhumanismus, 1455 in Oppenheim geboren, unter Churfürst Philipp von der Pfalz als Kanzler der Pfalz und Bischof von Worms vor seinem klerikal-feudalen interessen zuliebe offiziell behaupteten tod anno 1503 auch als Johann Virdung gewirkt und danach als Johann Virdung und Faustus bis 1539 weitergelebt hat.
um meine entdeckung des historischen faust in eine dieser faszinierenden Gestalt gerecht werdende form zu gießen, wählte ich bewusst nicht die einer systematisch wissenschaftlichen abhandlung, sondern eine poetische, jener aber im quellennachweis gleichzustellenden ausgestaltung.
über den historischen Faust in dreierlei Gestalt als Johann von Dalberg, Johann Virdung und Johann Faustus ist mir so unter dem titel ´johann von dalberg´ auf 48 blättern (szenen) ein tragisches gedicht in versen entstanden, mit welchem ich im sinn des lateinischen versus bisher gültige geschichtsbilder sowohl Johann von Dalbergs als auch Johann Fausts umgestürzt, was die Brodgelehrten (DerTeutsche Merkur. November 1789. I. Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte? Eine akademische Antrittsrede. Schiller) zuständiger disziplinen, alle von mir darüber in kenntnis gesetzt, mit beredtem schweigen zu übergehen suchen, weil nicht sein kann, für sie, was nicht sein darf:
history is always his(ruling clan) story.
Richard Milton fasst es in seinem buch „Verbotene Wissenschaften“ in die worte: "Je erstaunlicher eine wissenschaftliche Entdeckung ist, desto härter wird sie von der Wissenschaft bekämpft“.
ich sehe dalberg-virdung-faustus als opfer von kapital und kirche dominierten machtstrukturen, deren cardinales damals wie heute, trotz oder wegen einzelner aufklärungsphasen in der europäischen geistesgeschichte, denjenigen, der es wagt(e), Wahrheit von Glauben zu trennen, als einen (im pakt mit dem teufel stehenden) Ketzer auszugrenzen sich bemüh(t)en.
auf den 48 blättern meines ´johann von dalberg´ stelle ich auf grund von aussagen und authentischen zitaten im anhang nachgewiesener quellen einzelne markante szenen aus und um ´johanns´ leben dar, mit denen ich in inhalt und form meiner verse versucht habe, den arcana der Person und Gestalt dalvirfa gerecht zu werden.
es auf die bühne zu stellen, bedarf es wohl einer zusätzlichen (komischen) figur, um im freien dialog in und zwischen den szenen mit spielleiter Jakob Michael Reinhold Lenz neben den auftretenden personen auch die auftretenden quellen sprechen lassen sowie sowohl die lateinischen zitate und begriffe als auch die erläuternden informationen der anmerkungen dem zuschauer, -hörer näher bringen zu können.
mein neues Faustbild bestimmen im wesentlichen:
meine interpretation des berühmten briefes von Johannes Trithemius an Johann Virdung vom 20. 08. 1507, den ich für eine einzige Fiktion halte, mit welcher sich Trithemius selbst schwarzkünstlerischer umtriebe entheben sowie um die personalunion von Faustus-Virdung sehr wohl wissend seinen kollegen und Freund Johann Virdung, der ihm aus seiner zeit als Kanzler und Bischof bestens bekannt und vertraut war, davor warnen wollte, ´Magister georgius sabellicus faustus iunior´ in der nachfolge Jesu (faustus senior) nicht so nah an sich herankommen, mit sich in verbindung bringen zu lassen,
die parallelen in der ´Historia von 1587´ und der ´acta vormaciensia´ bezüglich Faustens bzw. Dalbergs „sturz in den keller“,
ortwin mohnkern
ortwin mohnkern
johann von dalberg
de fausto historico carmen tragicum
IN VANUM PRO VERO
prolog
wähnt ihr, mit einstein sei der stein gefunden? ihr wärt der suche je entbunden? auch relativ ist relativ was heute grad, ist morgen schief und sonder eitel jed motiv
praecursor
´nichts wissen zu können will dir schier das herz verbrennen? drum sich der magie ergeben´ nenn ich Feigheit, heiß ich beben vor der Wahrheit –
wo da das muss, vorm lichte sich zu drücken?! der schluss, vorm dunkel sich zu bücken?! zagheit, zögern, zweifeln, zweisicht endlich eicht eherne einsicht ehrfurcht vor dem so – sich bescheiden edle tugend nichts zu wissen ew' ge jugend - der Faust, der lebte vor der Wahrheit bebte? oder fragte, wo man sollte glauben? war wach, wo man gern schlief? wer, der die geister rief?! statt eiteleien nachzurennen
wollt Faust vor dem benennen wie jeder geistesstern zum nachnurbeten zu gescheit nachdenken ihm notwendigkeit gefeit gen normen seiner zeit selbst erfahren, selbst erkennen – den irdschen wie den himmelsherrn sogar ihr liebes göttchen rauben?! drob in dem maß musst Faust verteufelt sein wie seine seele göttlich, wahr und rein! mag johann wolfgang Johann noch im bann des teufels ächten Gott ist gnädig Faust wird weiter für die Wahrheit fechten in Menschen die weltliche gewalt in biedermanns gestalt im ego stur gefangen im hellen kann sie nicht mit ihnen rechten im bund stets sieht mit dunklen mächten in angst und bangen ihr gelück könnt dran verglühn – vergebliches bemühn: denn längst im fegefeuer brennen nicht drunten, hier die voller hass und gier ohn dass sie sonder sich verschrieben eigen hab und gut nur mehrend an andrer werk und würde zehrend vom teufel sind getrieben mit ihres rechtes rechter hand gar hoch in würden sind im stand den Freien feig mit rufmord anzusengen – und mögen sie Ihn hängen – Er immer wieder aufersteht aus wiegen, drüber Gottes Geist geweht –
auftretende personen und quellenjakob michael reinhold lenzjohann von dalbergdietrich von plieningen . . .chor . . drei sibyllen drei philosophen
.
gemeiner mann johannes werner johannes trithemius mutianus rufus johannes manlius albrecht dürer thomas müntzer alexander knopf bauernjörg fürstabt kinder pronosticatio in latino 1488 pronosticatio zu teutsch 1497 tagebuch des reinhart noltz 1503 acta vormaciensia die groß practica 1543 historia von d. johann fausten 1587
heidelberger schlosshof
szene 1 lenz ist kein dalberg da?! jenes geschlechts, das bei der kaiserkrönung stets des reichsheroldes ruf zum ritterschlag vor allen andern edlen zierte? das lilien, der reinheit blüten der tugend ehre treu zu hüten stolz in seinem wappen führte sibylle darüber schwarz die tiberbrück lenz von da dereinst ein kämmerer als ritter kehrt zurück
szene 2 philosoph tria lilia gallicus rex sibylle camerarius fert sex philosoph im dreieck zwei mal drei sibylle dreiheit mal zwei
szene 3 im chor erscheint johann lenz johann chor Gott ist gnädig lenz kämmerer von dalberg kanzler der pfalz sibylle alias lychtenberger lenz domprobst zu worms kanzler der hohen schul zu heidelberg bischof von worms sibylle alias virdung lenz kaiserlicher rat sibylle faust lenz geboren, wächst heran in oppenheim chor da die natur, kunst und geschichte bilden einen hehren reim
szene 4 johann tritt aus dem chordreieck heraus um ihn zwei doggen
pronosticatio ´Attende quod noua testa capit inueterata sapit´ philosoph des rheines weg sibylle edler reb weines pfleg lenz der minoriten einfach leben philosoph gotisch himmelstreben sibylle weiser lilie worteweben göttlich frein lenz ihrer kirche milder stein sibylle der rose blau-rot-goldner schein chor ihm fließen in die seele ein
szene 5 historia ´vnd als darnach die Eltern sein trefflich ingenium vnnd memoriam an jm spuerten´ lenz staunt sibylle was an geheimem in und um ihn raunt lenz sucht philosoph wo falsch befund ihm flucht lenz dacht nach philosoph wo zweifel einfalt brach
szene 6 historia ´name an sich Adlers Fluegel´ lenz gabst frei die zügel deinem Pegasos, geliebtem flügelpferd kein flug zu kühn zu schwer dir kein bemühn johann dass mir nur antwort werd! historia ´wolte alle Gruend am Himmel vnd Erden erforschen´ johann durft nur mir selbst gehorchen historia ´wie man jn denn allezeit den Speculierer genennet hat´ lenz um selber träge, faul und satt um sichre pfründe geil zu buhlen in odosculen sich zu suhlen
szene 8 chor konstantinopel gott verlassen hat engel- fliehn vor janitscharen scharia in hagia sophia allah kommt in die stadt
szene 9 lenz nach westen zieht der orthochrist chor rom wieder einzig ist lenz manch alte schrift an musenhöfen jener zeit auf wache neugier trifft in klassischen gefilden antiker torso steht bereit johann erneut zum ganzen ihn zu bilden philosophen archemythenurgestalten aufzuspalten zu entfalten wortwahr weiter wachzuhalten chor antes novellando vites colendo
szene 10
lenz in nördliches dämmern bricht südliches licht johann wers einmal gesehn des herz davon spricht philosoph aus ernsten wäldern, hartem grau sibylle in heitre gärten, mildes blau lenz dahin zu gehn wen lockte es nicht?
szene 12gemeiner mann aufspielet hans der pfeifer er pfeift mit heilgem eifer gen all das pfaffgegeifer es pfeift durchs ganze land nach niklashaus gerannt sind viel aus stall und stand den herren zum verdruss wie wyclif und jan hus für Gott er pauken muss es paukt durchs ganze land nach niklashaus gerannt sind viel aus stall und stand zu viel, die kirch befand da hat man ihn verbrannt
szene 13 lenz im selben jahr, da dieser baucker war der neue churfürst von der pfalz philosoph des reichs erztruchsess sibylle erzbischof profaner mess lenz philipp, pfalzgraf bei rhein johann archidapifer des geistes salz lenz mit seinem hof in diesen hof zieht ein philosoph aufrichtig wird ihn Clio nennen sibylle friedfertigkeit dem sohne zuerkennen lenz am friedrichsbau doch beide weil nicht im rechten glaubenskleide quasi als ketzerteufel spart man aus philosoph machtgierig treibt das haus sibylle in grausam grauenvollen strauß philosoph drei dekaden glaubenskannibalengraus sibylle christenchristgeschlachte lenz am end nur jener wieder lachte philosophen totschlag um gottes willen sibyllen ist Mensch- wie Gottesmord chor Gottes Waffe ist allein sein Wort lenz teufelssillen chor ´NItt SPOtt MItt GOtt´ lenz ohn teufel ging die kirch bankrott
szene 14 lenz philipp philosoph ingenuus lenz johann philosoph vividior lenz rudolf philosoph agricola chor fors fortuna focus formans fons formae sibyllen der faltigkeit drei lenz nach heidelberg ruft maiae mai frischen, freien geist herbei
szene 15 philosophen re- nominale streiterei scholastischer begriffe künstelei lenz löwenpranken reißen dogmenschranken
szene 16
lenz auf dem altan in trautem kreis chur- unter dichterfürsten sitzet viel edler hunger, edle speis sibylle wein in cristallo blitzet philosoph idee aus geist metzt idealisten lenz unten sie ihr leben fristen
szene 17
lenz Kanzler der Pfalz! Bischof von Worms! Macht, johann, du hast Möglichkeiten durch länder und durch zeiten auf raum- und geistesreisen deinen genius zu speisen
szene 18 philosoph iterum meridies sibylle tum numquam iterum caelestes philosoph roma aeviterna feriae latinae sibylle carmina marsa anus sabellicae
szene 19 lenz rudolf erkrankt, stirbt chor neniae teutonicae lenz johann wankt, dirbt chor um erhabenen Bauer Tränen, Trauer lenz zurück zur erd im minoritenkleid johann ein Mensch kehrt heim zur Ewigkeit chor Gold liegt nur dem bereit der nicht um golde freit johann ´Cui culta est virtus, non nisi faustus obit´ Agricola eo virdung ego lenz georgius illo
szene 20 historia ´Fienge demnach an Calender zu machen ward also derselben zeit ein guter Astronomus oder Astrologus´pronosticatio ´Ego igitur innomiabilis timens iram demonis exurgens in rure ut miser Ruth sequens boas ac messores Antecessores Philosophos´ historia ´vnd Practicken schreiben / wie maenniglichen wol bewust daß alles / was er geschrieben vnter den Mathematicis das Lob darvon gebracht´pronosticatio ´a te grana misericordie tue peto Te vnicum Booz adoro expande pallium gratie tue super me Ruth indigno seruo tuo Johanni lychtenberger´ historia ´So stimpten auch seine Practicken die er Fuersten vnnd grossen Herren dedicierte / vbereyn´pronosticatio ´per peregrinum Ruth in nemoribus latitantem´groß practica ´Durch den Bilger Ruth im wald verborgen / vnd M.Johan Virdung von Haßfurt / an tag geben´ lenz virdung von haßfurt sibylle dalbergs scheingeburt lenz wie lichtenberger die er für alle fäll von ärger mit seinem steckenross erfand philosoph ungenannt bleibt unerkannt lenz wenn ihm, der von so manchem was verstand sibylle zu voller topf kocht übern rand lenz weiße magie zu schwarzer angebrannt
szene 21 johann ´Nos fere .interea. ad eum quem iam diu palum obligati eramus rursus defixi sumus Deus optimus maximus res omnes secundet´ philosoph zwischen weltlichen gewalten sibylle sein und schein philosoph in wechselnden gestalten sibylle waghalsig wandelnd über stock und stein chor starker stamm stürzt steilen stegs lenz warst herren du in bayern, hier bei rhein querwegs? oder war dir selber dran gelegen aus engem pflichtkreis auszusteigen ureignem selbst dich zuzuneigen frei endlich deinen Genius zu wegen?
szene 22
historia ´Doctor Faustus lebt also im Epicurischen Leben Tag vnd Nacht vnnd stach jhn seine Aphrodisia Tag vnd Nacht´ chor gezügelt Eros beflügelt ungezämt Lubido lähmt historia ´Geriehte auch in eine solche Brunst vnd Vnzucht daß er Tag vnnd Nacht nach Gestalt der schoenen Weiber trachtete´ lenz ein weib, an leib und seel gesund blühender hintern, prall und rund bar locken volle, weiche brüste die himmlichste der irdschen lüste
szene 23
historia ´D. Faustus gab das Fersengelt die Stiegen hinab da erhaschet jn ein Mann der wirfft jn wider in die Stuben hineyn daß er weder Haende noch Fuesse regen kundt´ sibyllen selbiger stund von mund zu mund schmähende kund
machet die rund reinhart ´Darnach sagt man offentlich er wehre in eines pfaltzgräffischen Secretarii Hauß Heinrich Schreiber genannt, ohnversehenlich in einen Keller gefallen ward landkhündig, derselbe hat ein hübsch Weib und was der Secretarius desselben tags mit den Fürsten nit fern von Lampertheim Got trost alle glaubige Seelen´
szene 24 acta ´Tandem idem Episcopus cupidinis arcu vulneratus penum celarij in crepusculo matutinalj improuise praecipitans Heidelbergae Anno 1503 misere fata persoluit´
szene 25 reinhart ´und stanke die Liche so übel daß niemand dergleichen gerochen hat´ philosophen zum himmel stinket missetat reinhart ´und hat die Liche, wiewohl sie 4 tage dot alt was so bald sie unterhalb Roxheim kamen was angefangen zu bluten, alß im Schiff erschein und uf und durch den Rollwagen darnach biß in das Grab fast geblutet´ sibyllen von schwerer schuld spricht da das bahrgericht lenz publice rasch ward von des bischofs tod gesprochen mit lug und trug die schande überklebt chor von dalberg wohl beim sturz hat sich den hals gebrochen doch johann überlebt philosoph wer in lüge lebt, in wahrheit stirbt sibylle wer in lüge stirbt, in wahrheit lebt
szene 26 werner ´de tanti domini ac patroni immo potius amicissimi viri obitu atque carentia´ lenz aufstöhnet ein verehrerheer einst buhlend, hochbesorgt nun um des gönners ehr sibylle und mit der zeit es wurden immer mehr lenz auch johann werner dalbergs schicksal schmerzet sehr werner ´In tanta igitur mentis proturbatione saepe consolatur me libellus ille graecus Laertius videlicet Diogenes quem sua dignatio tanquam pro pignore mihi reliquit nam eius iussu quempiam alium libellum et in re astronomica satis pretiosum atque in orbe terrarum rarissimum accomodaui Johanni Hasfurt artium doctori atque illustris ducis ac principis palatini mathematico hic autem cum ipso libro est perditus haud vanus rumor est magicae distendendae gratia in angliam profectum esse ipse tamen usque hodie non redijt comparuitque grecum autem codiculum illum sanctissimi antistitis sui memoriae causa mecum teneo seruo ac religiosissime amplector et quotiens illum video legoque totiens mihi summam voluptatem atque immensam consolationem affert´ lenz ´Johannes Hasfurt cum ipso libro magicae distendendae gratia in angliam´ verschwand philosoph irgendwo ist nirgendwo sibylle das kostbar büchlein blieb in johanns hand
szene 27 lenz Johann III. Kämmerer von Dalberg Bischof von Worms, Kaiserlicher Rat aus seines kreises eigner mitte von lichten altans nobler haute in dunklen kellers simplen kot heri heros, dalanc zwerg den fehltritt seines lebens tat
szene 28 lenz wer dieses skandalum hat dir gestellt? wer es losgetreten? sibyllen der ihn vor jahren 12 mal 2 zum treuebund bestellt? zum blutesbruder sich erbeten?
szene 29
johann nicht freier als mich unfrei wissend kann ich sein anlag und umwelt, Gott bestimmt mich ganz allein alles giert hunger mir, schreit durst ob mich mein Ich zu stolz oder zur demut treibt es sich ideebegeistert, stoff sich einverleibt ob leiblichem genuss ich oder geistgem glücke leb nach Wahrheit, Recht, nach Schönheit streb stets suchts den schmerz, quälende frag zu fliehn in wollust sich, erquickender erbauung abzukühln so ich vor Gott, dem urgebot der tier mir gab, ins geistige zu dringen und geisteskraft, es zu bezwingen das gute, das zum menschen passt vor bösem, das sein gut verprasst der zwänge mir gar wohl bewusst doch wählen durft, wo ich nur musst den sinn vernehmend aus dem sein wohl mit Vernunft, befreit vom schein hab meine grenzen ausgeschritten traun tiefste tiefen, höchste höhen ausgelitten die mit geburt Gott auf mir gab tod mich nicht schreckt noch dunkles grab auch engsten raum sprengt kühner traum so kann ohn zagen ich zu sagen wagen ich war frei! wohlan, zur Freiheit dann, es sei! dietrich auf der verzweiflung wildem ross so rasend wie besinnungslos willst todestrunken vor dir selber fliehn? lenz wer so tief fällt, den nur noch einer hält dietrich wenn dir nun morgen das erschien was sich dir heute noch verschloss? Gott schuf dir Not im überwinden zu dir selbst zu finden
szene 30 lenz kurz drauf gabs krieg sibylle um eitel fürstenzank philosoph herrenwut kost bauernblut sibylle und philipps stern, er sank lenz nur jenem wieder war der siegszene 31
lenz mit dal- schweigt lychtenberg sibylle pronosti- oder practicant eh einer hand allein nun virdungs werg chor und aus der asche hehren heros holokaust steigt faust lenz primum trithemius ´Magister georgius sabellicus faustus iunior´ lenz deinde mutianus ´georgius faustus´ lenz denique manlius ´Johannes Faust´
szene 33 lenz pflegst dich als faust gern unters volk zu mischen sibylle einst dir gewohnte, nun entbehrte achtung neu zu fischen lenz musst alt gesellschaft meiden sibylle darfst dich an neuer weiden mutianus ´Rudes admirantur´ johann was herz und seel füllt an macht den gemeinen, kürt den edelmann
szene 34
chor auf vollem fass auf volle gass saurem hass süßes nass
szene 35 pronosticatio ´Gebt dem keyser was des keysers ist´gemeiner mann wenn man nur wüßt, wieviel? dürer das wasser treibt die mühl die aglei blüht so auch das gras lenz wenns nicht gemähtgemeiner mann ob überhaupt ihm was? lenz der göckel kräht
szene 36 müntzer Gottes Will uns erst aus Seinem Ganzen Wort aufgeht geschrieben steht gebt dem keyser was des keysers Gott was Gottes ist seinem knecht Gott alles ist! gemeiner mann und was des kaisers dann? müntzer Gotts bann! unum est una omnia sunt communa
szene 37 lenz wohl auch in herrensälen weiß faust den trank zu wählen wonach fürsten dürsten pronosticatio ´Aurum pro deo colentes´
szene 38 alexander erscheint in der brunnenhalle
philosophen hast, alexander, nicht bedacht da du den schritt zur macht gemacht dass wie im zwanggang du im nächsten tun dürftest nicht eher ruhn bis dich am ende ganz dein schatten schluckt einmal zum schwert gezuckt konntest die hand du nicht zurück mehr ziehn sibyllen Apollons lichtgesichte fliehn philosophen nicht stand es deinem sinn mehr offen erfüllung deines lehrers hoffen in geisteskämpfen zu bestehn chor musstest in leiberschlachten untergehn philosophen in siegen traun verlieren was einzig denken kann gewinnen sibyllen die ruhm ergieren wahrer größ entrinnen alexander Zeus sohn kennt keine wahl! sitzend an Seinem mahl Er speiset mich, ich trinke Seinen wein Apollon lach mir zu, komm ich zur ruh Er nur durchdringt mein ganzes sein mir gebend Seinen sinn: trag Hellas Geist zu xerxes enkeln hin! philosophen perserpaläste zu erstürmen gleißende schätze aufzutürmen sibyllen goldener kranz mag deine schläfen zieren dich selbst musst du doch immer mehr verlieren philosophen persepolis hast du gewonnen der Griechen Geist ist dir zerronnen alexander vom Geist geführt der von der Gottheit rührt entscheid dies schwert was lebens-, denkenswert! chor wer wahnversehrt nach macht begehrt den machtbetört der wahn verzehrt philosophen und wunde konnt die wund nicht heilen fliehend in krieg wurdst schwächer du von sieg zu sieg den kampf zu enden, musst von schlacht zu schlacht du eilen chor statt Hellas Heil des Hades Hel zu bringen alexander das Gute soll das Böse niederringen! chor mit geisteskraft oder gewalt? wer wägt, was gut? wer misst, was böse? alexander die stärkre Wut im kampfgetöse! vor sterblichem macht Göttliches nicht halt! philosophen du konntst nicht schuldig werden? alexander Zeus willen führ ich aus auf erden! wer Ihn nicht ehrt, fürcht meinen groll! schuld ist versäumtes soll! chor Vae Humano, Vae! alexander Zeus zeiht zagzögern! chor viel leid lehrt viel ist da das ziel?
szene 39 pronosticatio ´minor prophet´ lenz et ganymed mit ins gebet wohl schließen ein die obrigkeit sibylle als herrin ihrer herrlichkeit lenz wider die bauern doch sie stoßen laut in die trompet! sibylle so ihre lehr lang fortbesteht philosoph die freiheit eines christen sibylle sei, eigne missetat im bußgebet freimütig aufzulisten philosoph zur sühn bereit sibylle von sünd befreit philosoph frei so von schuld und fehl sibylle dem Herrn wie ihren herren sie gehorchen müssten philosoph mit leib und seel sibylle freiwillig ihren erdentag in fron zu fristen lenz was sie mit redlichem gewissen nicht zu widerlegen wissen dran, ihre pfründe nicht zu missen lassen sie den teufel pissen wo wahrheit gar könnt ihren wahn zerreißen lassen sie ihn auch mal scheißen
szene 40
sibylle weltlicher churfürst aufbegehr philosoph mit luthers lehr melanchthons werken lenz gen pabst und kaiser sibylle friedrich der weiser lenz eigne irdsche macht zu stärken
szene 41 knopf aufsteh, gemeiner mann steh auf und drauf und dran jetz greift die herren an uns geht der Herr voran bauernjörg was sein schon 12 artikel? gen schlangen stumpfe bickel itz packt das pack beim wickel schlagt tot die toll karnickel fürstabt draufdresch jörg, dran und drauf dem ungehörgen hauf tisch, truchsess, tüchtig auf graf fugger legt gut drauf
szene 42 chor das gras gemäht das feld gebrochen das korn gesät das wort gesprochen
szene 43
kinder eins zwei drei dreimal ei dabei eins und zwei vorbei eins und zwei ist drei
szene 44 sibyllen magisterium magnificum philosophen omnium unicum sibyllen roten metalles philosophen eins ist alles
szene 45
historia ´glaubet nit daß ein GOTT / Hell oder Teuffel were vermeinet Leib vnd Seele stuerbe miteinander´ philosoph roms irdsches reich ließ unter- nur und überirdsches frei sibylle aus katakomben endlich doch den himmel sehn philosoph aus tod im leben heiß erflehn sibylle daß nach dem tod das leben sei philosoph für den verlust von heilands sterblichem gebein sibylle leibhaftigen gewinn in brot und wein lenz was wohltut wollend, dass es sei in jenseits, auferstehung, euchristei dem gläubigen, des zweifels bar gilt dumme Egosicht für wahr chor für wahr galt stets da lug und trug wo wahn verstand mit blindheit schlug philosoph glaube, eitles wuschgebild sibylle verführt in schnödes Ichgefild philosoph wo gier und geiz sich mehrt sibylle statt Gott um und in sich philosoph wie das wasser der fisch sibylle das Selbst in gott sich selbst verehrt dietrich über gestalten, im glauben gehalten lässt sich schalten und walten lenz wer sich nach himmelreichen flüchtet gerechtigkeit im jenseits zehrt auf erden fromm die hölle züchtet hienieden brav das unrecht nährt johann glauben heißt sich selbst berauben des edelsten, das Gott uns gab wachen wägens wanderstab Gott gab dem menschen den verstand eigenster würde unterpfand als heiligstes geschenk er denk chor wahr ist was wahrgenommen sich bewährt gut was des menschen wert Mensch der dies ehrt
szene 46 lenz nehmt Jesus endlich von dem kreuz herab chor kein gunst noch huld aus angst und schuld lenz gebt seinem leichnam endlich auch ein grab johann Seinen Geist lasst auferstehn lenz und werdet so ihn recht verstehn
szene 47 chor gleichsam satt und hunger schier wer es nicht hat hat al-iksir
szene 48 lenz bei krozing drunt im breisgau fein nah an der straß nach staufen in die capelle trittst du ein das fresko erscheint dietrich lässt in der still dich taufen johann in Deiner wunde frisches blut in Deiner augen frischen mut
epilog
die bewältigung des im ´Tagebuch von Reinhart Noltz´ als ´landkhündig´ bezeichneten skandalfalls Johann von Dalbergs als Bischof von Worms, Kanzler der Pfalz und Kaiserlicher Rat mündet, wie ich meine, unter dem druck und im interesse von familie, stand, kirche, ehemaligen günstlingen und engagierten lutherischen ideologen mit der ´Historia von 1587´ und nachfolgenden Historien schließlich in eine verdrängung missliebiger wahrheit von Dalberg-Virdung-Faustus allein zu Faustus.
das 24jährige dienstverhältnis zwischen Johann von Dalberg und Churfürst Philipp von der Pfalz sehe ich vom fanatisch lutherisch geprägten verfasser der ´Historia von 1587´, für den Johann schon als humanistisch geprägter Kanzler und Bischof,erst recht nach seinem klerikal-feudalen interessen zuliebe offiziell behaupteten tod anno 1503 als Virdung und Faustus ein ketzerischer Freigeist und Philipp als aufgeschlossener Renaissancefürst ohne rechten glauben,der Dalberg letz zuletzt den Hals gebrochen, ein Teufel war, zum 24jährigen Pakt Faustus-Mephostophiles verarbeitet.
quellen (I – II):
I
quelle 1 Lichtenberger Johann Pronosticatio in Latino o.O. 1488 Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen 4 ASTR II, 6035 INC (HSD) quelle 2 Lichtenberger Johann
Pronosticatio zu teutsch Straßburg, B.Kistler, 31.10.1497 Universitätsbibliothek Würzburg 35/Inc. q. 61 (35) quelle 3 Tagebuch des Reinhart Noltz 1503 Stadtarchiv Worms 1 B/10
quelle 4 Acta Vormaciensia randbemerkung auf blatt 158v Zorn-Flersheimische Chronik Stadtarchiv Worms 1 B/5 quelle 5 Lichtenberger Johann Die groß Practica o.O. 1543 Bayerische Staatsbibliothek München
Res. 4 Astr. p. 512,10 (Res.)
quelle 6 Historia von D.Johann Fausten Text des Druckes von 1587 Kritische Ausgabe Mit den Zusatztexten der Wolfenbütteler Handschrift und der zeitgenössischen Drucke Hrsg. von Stephan Füssel und Hans Joachim Kreutzer Stuttgart 1988
II szene 4 – zeile 4: aus quelle 1, C 6v szene 5 – zeile 1 und 2: aus quelle 6, kapitel 1, seite 13, zeilen 23-25 szene 6 – zeile 1: aus quelle 6, Kapitel 2, seite 15, zeile 19 szene 6 – zeile 7: aus quelle 6, Kapitel 2, seite 15, zeilen 19 und 20 szene 6 – zeile 9: aus quelle 6, Kapitel 1, seite 14, zeilen 21 und 22 szene 13 – zeile 22: kämpferinschrift über der haustür des anno 1623 erbauten bauernhauses an der alten pumpe
in oberwinter am rhein
szene 19 – zeile 10: aus einem distichon Joannis Camerarii Dalburgii über den tod Rudolphi Agricolae abgedruckt bei MORNEWEG Karl : Johann von Dalberg, ein deutscher Humanist und Bischof, Heidelberg 1887, seite 352
szene 20 – zeile 1 und 2: aus quelle 6, Kapitel 18, seite 44, zeilen 8-10 szene 20 – zeilen 3-5: aus quelle 1, A 3r szene 20 – zeilen 6-8: aus quelle 6, Kapitel 18, seite 44, zeilen 11-14 szene 20 – zeilen 9-12: aus quelle 1, A 5r szene 20 – zeilen 13 und 14: aus quelle 6, Kapitel 18, seite 44, zeilen 14-16 szene 20 – zeile 15: aus quelle 1, F 6r szene 20 – zeilen 16 und 17: aus quelle 5, A 1r szene 21 – zeilen 1-3: aus dem brief
Johannis Camerarii Con. Celti Nonis Novembribus M.D.ij Österreichische Nationalbibliothek Wien Cod. 3448, Brief XII.2, fol. 137v-138r szene 22 – zeilen 1 und 2: aus quelle 6, Kapitel 10, seite 27, zeilen 24-27 szene 22 – zeilen 5-7: aus quelle 6, Kapitel 10, seite 29, zeilen 14-16 szene 23 – zeilen 1-4: aus quelle 6, Kapitel 10, seite 28, zeilen 24-27 szene 23 – zeilen 9-14: aus quelle 3, seite 288 szene 24 – zeilen 1-3: quelle 4 szene 25 – zeile 1 und 2: aus quelle 3, seite 286 szene 25 – zeilen 4-6: aus quelle 3, seiten 287 und 288 szene 26 – zeilen 1 und 2, 7-23, 24 und 25: aus dem brief
Johannis Vernerii. S.C.Celti die septima Decembris Anno Salutis nostrae M.D.iij Österreichiche Nationalbibliothek Wien Cod. 3448, Brief XIII.1, fol. 145r-147r
szene 31 – zeile 7: aus dem brief des Johannes Trithemius an Johannes Virdung von Hassfurt vom 20.August 1507 Bibliotheca Apostolica Vaticana Pal. lat. 730, fol. 174r-175r
szene 31 – zeile 9: aus dem brief des Mutianus Rufus an Henricus Urbanus, 1513 abgedruckt bei MAHAL, Günther : Faust, Die Spuren eines geheimnisvollen Lebens
Taschenbuchausgabe: Reinbeck, 1995, seite 91 (Buchausgabe: Bern und München, 1980) szene 31 – zeile 11: aus quelle 6, Quellentexte-QT 54, seite 272, zeile 3 sowie Literaturverzeichnis, III. Zeitgenössische Texte, seite 313 Manlius, Johannes: Locorvm Commvnium / Der Erste Theil Getruckt zu Franckfurt am Mayn. 1565
szene 32 – zeile 2: siehe szene 31, zeile 7 szene 33 – zeile 5: siehe szene 31, zeile 9 szene 35 – zeile 1: quelle 2, B 5r szene 37 – zeile 4: quelle 1, B 6r szene 39 – zeile 1: quelle 1, E 4r szene 45 – zeile 1 und 2: quelle 6, Kapitel 10, seite 27, zeilen 25 und 26 postcursor – zeile 1 und 2: aus ´Fragment aus einer Farce die Höllenrichter genannt´ von Jakob Michael Reinhold LENZ
anmerkungen:
szene 2 - zeilen 1 und 2 : der gallische (französische) könig trägt drei, camerarius (Johann von Dalberg, Kämmerer von Worms) se(x)chs (lilien in seinem wappen)
szene 3 - zeile 1 : hebräisch Johann(es) : gott ist gnädig szene 4 - : das chordreieck in anordnung der sechs lilien im dalberg’ schen wappen
gebildet . . . von drei philosophen und drei sibyllen . .
.
zeile 1 : aus quelle 1, seite C viv : deutsche übersetzung aus quelle 2, seite D iiiiv : Was ein neuwer topff erstlich in sich fasset/darnach reucht er alle zeyt/ sowie aus : Die weissagunge Johannis Liechtenbergers teutsch/ zugericht mit fleiß. M.D.Lxxxv. (Universitäts- und Landesbibliothek Bonn, sign. Gb 1243/20, im folgenden: ’ bonner Lichtenberger von 1585’) seite E viii : Wz ein newer topff erstlich in sich fasset/ darnach reucht er alle zeit/... zeilen 2 - 10 : in Oppenheim, der geburtsstadt Johann von Dalbergs gab es schon zu seiner zeit St. Bartholomäus, eine frühe Bettelordenskirche der Franziskaner sowie die gotische Katharinenkirche mit den berühmten Glasfenstern in der legende der Katharina von Alexandria spielen ihre Weisheit und mythische Vermählung mit Christus eine besondere rolle
szene 6 - zeile 12 : odusculen : aus altlateinisch odos, odoris m : gestank, wohlgeruch cuculus,i m : kuckuck, gimpel, tölpel, faulpelz deutsch kuhle(kaule), lautreim zu buhlen und suhlen
szene 7- zeile 1 und 2 : in cathedra : nach zeitgemäßen abbildungen saßen doc(tores) inter auditores die lehrer in den hörsälen damaliger universitäten inmitten ihrer zuhörer zeile 3 : comis fames : allgefälliger hunger im gegensatz zu szene 16 - zeile 3 : viel edler hunger zeile 4 : in ciborio : im (hostien)kelch im gegensatz zu szene 16 - zeile 4 : in cristallo von lat. crystallus,i f (gr. fremdwort) metonymisch : kristallkugel (in magischem sinn), bei Martial = kristallbecher zeile 5 : notio ex spiritu fert librartisten : begriff aus (kirchlichem) geist fertigt magister (scholastischer) artes liberales im gegensatz zu szene 16 - zeile 5
szene 8 - zeilen 1 - 3 : anno 1453 fällt konstantinopel zeile 4 : allah kommt in die stadt : istanbul szene 9 - zeilen 12 und 13 : antes novellando : weinstockreihen durch setzen neuer weinstöcke vites colendo : weinreben durch pflege
szene 11 - zeile 2 : Rudolf Agricola (1444-1485) und Dietrich von Plieningen (um 1453-1520) zeile 4 : 1474/75 war Johann von Dalberg Rektor der Universität Paviaszene 12 - zeile 1 : hans der pfeiffer : Hans Böhm zeilen 1 - 14 : Niklashauser Fahrt 1476
szene 13 - zeile 6 : archidapifer : hauptspeisenträger, truchsess zeile 8 : Clio : Muse der geschichtsschreibung zeile 21 : teufelssillen : zaumzeug, das kirchenhirten der von ihnen für sich und ihre schafe erfundenen teufelsgestalt (zwecks innerer entlastung nach außen verdrängter schuldkomplex) anzulegen pfleg(t)en, sillen : spottttverse (Xenophanes aus Kolophon und Timon von Phleius)
szene 14 - zeile 2 : ingenuus: der aufrichtige : Churfürst Philipp von der Pfalz vividior : komparativ zu vividus : (geistig) lebhaft, munter, feurig : der (geistig) regere zeile 6 : agricola : der (geistige) erbauer : Rudolf Agricola zeilen 7 – 9 : fors fortuna : glücklicher zufall focus formans : schöpferisch schaffendes feuer fons formae : quelle schönen gestaltens (vorgenannten in derselben reihenfolge zugeordnet) zeile 11 : maiae mai : Maia : altrömische wachstums- und naturgöttin, der am 1. mai, dem nach ihr benannten monat, geopfert wurde
szene 15 - zeilen 1 und 2 : in der spätscholastik (14. und 15. jh.) gab es zwei rivalisierende ordensdoktrinen : der nominalisten und die der renominalisten (thomisten und skotisten) zeile 4 : das churpfälzische wappen enthält neben weiß-blauen rauten zwei löwen
szene 18 - zeilen 1 - 6 : iterum meridies : abermals mittag (süden, italien) tum numquam iterum caelestes : dann nimmermehr himmlische (götter italiens) roma aeviterna : ewiges rom feriae latinae : latinische festtage (bundesfest latinischer städte) carmina marsa : marsische lieder (Marser, ein volk Latiums um den Fucinersee, als heilkundige zauberer bekannt) anus sabellicae : sabellische alte (sabellische, sabinische, marsische wahrsagerin)
szene 19 - zeile 2 : neniae teutonicae : deutsche klaggesänge zeile 10 : ´Cui culta est virtus, non nisi faustus obit´ : glücklich geht, dem tugend ward aus Morneweg, Karl: Johann von Dalberg, ein deutscher Humanist und Bischof, Heidelberg, 1887, Seite 352 zeilen 11 - 13 : Agricola eo : (lat.) (geistiger) Erbauer (kommt) ihm (Rudolf Agricola) zu virdung ego : (lat.-d.) dungmann (bin) ich (johann als Johann Virdung) georgius illo : (gr.) erbauer (kommt) jenem durch jenen (per quendam ciuem) (im Brief des Johannes Trithemius an Johann Virdung vom 20.08 1507 als magister georgius sabellicus faustus Iunior betitelten homo ille) zu, (in dem zum ersten mal in der wohl wichtigsten historischen faustquelle der beiname faustus fällt, welchen brief ich entgegen bisheriger interpretation für eine einzige Fiktion halte, mit welchem Trithemius, wohlwissend, dass Virdung auch Faustus ist,
aus eigenen schlechten erfahrungen mit vorwürfen und übler nachrede, er selbst, Trithemius, sei eben auch ein solch schwarzer magier, wie er ihn in diesem brief beschreibt, Virdung vor ähnlich gefährlichen verdächtigungen,
wie sie ihm selbst zur genüge widerfahren sind und ihn ständig weiterhin bedrängen, warnen will, Virdung solle sich ja davor in acht nehmen, Faustus nicht so nah an sich herankommen, sich mit ihm in verbindung bringen zu lassen)
szene 20 - zeilen 3 -5 : aus quelle 1, seite A iii : deutsche übersetzung aus quelle 2, seite A iii : Darumb/ich Ungenannter/ der ich fürchte den zorn des teuffels/ hab mich auffgemacht in dem felde/wie die arme Ruth/vnd folge nach dem Boas vnd den schnitter/das ist den vorigen Philosophen ... sowie aus : ’ bonner Lichtenberger von 1585’, seite A vi : Darumb/ich ungenannter/der ich förchte den zorn deß Teufels/ hab mich auffgemacht in dem felde/wie die arme Ruth/vnd folge nach dem Beas/ vnd den Schnittern/das ist/den vorigen Philosophen ... zeilen 9 - 12 : aus quelle 1, seite A v : deutsche übersetzung aus quelle 2, seite A vv : .../bitte von dir nur die körnlein deiner barmhertzigkayt/dich einigenn Boas bette ich an/breytte den mandtel deyner gnade vber mich/wie die liebe Ruth vonn dem Boas batt/Denn du bist meyem freunde vnnd verwandter/Dich ruffe ich an/zu dir Strecke ich demüttigklich meyne hennd auß dich ehreich mitt ziterm gebette/das Du durch krafftt vnnd beystannd deyner göttlichenn gewaltt/deynem unwirdigenn knechte Johanni Liechtenberger wöllest offenbaren/... sowie aus : ’ bonner Lichtenberger von 1585’, seite B iiiv : .../bit von dir nur die körnlein deiner Barmhertzigkeit/dich einigen Boas bette ich an/ breit den Mantel deiner gnade vber mich/wie die liebe Ruth von dem Boas bat/ Denn du bist mein Freundt und Verwandter/Dich ruffe ich an/zu dir strecke ich demütiglich meine Hende auß/ dich ehre ich mit zitterm Gebet/daß du durch krafft vnd beistand deiner Göttlichen gewalt/deinem vnwirdigen Knecht Johanni Liechtenberger wöllest offenbaren/... zeile 15 : aus quelle 1, seite F vi : deutsche übersetzung aus quelle 5, seite A i, in derselben szene 20, zeile 16
szene 21 - zeilen 1 - 3 : 'Wir sind, inzwischen, wieder an den Pfahl gebannt, an den wir schon lange gebunden waren. Der beste und größte Gott möge alles begünstigen': Johann von Dalbergs zweite Verpflichtung zum Kanzler Churfürst Philipps, was sich in quelle 6, kapitel 53, seite 120, als Doct. Fausti zweyte Verschreibung / so er seinem Geist vbergeben hat, niederschlug
szene 24 - zeilen 1 - 3 : Derselbe Bischof schließlich, im bogen der lust den penis gewundet, hat unversehens kopfüber in einen dunklen keller stürzend in Heidelberg anno 1503 mit einem elendigen geschick bezahltszene 25 - zeile 7 : bahrgericht : Jacob Grimm : Deutsche Rechtsaltertümer, unveränd. reprogr. Nachdr. 1994, Bd. 2, S. 593 ff. : Bahrgericht fand beim todschlag statt, wenn der thäter unentdeckt, aber verdacht gegen einen oder mehere vorhanden war; man ließ sie an die bahre treten und den leichnam berühren, im glauben, bei annäherung des schuldigen werde er zu bluten beginnen . . .
szene 26 - zeilen 1 und 2 : deutsche übersetzung : ´über abschied und verzicht eines so bedeutenden herrn und überaus wohlwollenden gönners´. zeilen 7 - 23 : deutsche übersetzung : ´in solch großer seelischer niedergeschlagenheit tröstet mich oft jenes griechische Diogenes Laertius büchlein, das er mir gnädiglich gleichsam zum pfand zurückgelassen, denn auf sein (Johann von Dalbergs) geheiß hin habe ich ein freilich anderen inhalts sowohl in astronomischer hinsicht sehr kostbares als auch weltweit äußerst seltenes büchlein Johannes Hasfurt, einem doctor artium und mathematiker des illustren herzogs und pfalzfürsten überlassen. dieser aber ist mit demselben buch verlustig. ist kein leeres gerücht, dass er um magischer verwirrung willen nach england gereist, derselbe ist jedoch bis heute weder zurückgekehrt noch zum vorschein kommen. jene kleine griechische handschrift aber des ehrwürdigen meisters trage ich seiner eingedenk bei mir, behüte und liebe sie aufs innigste und so oft ich jene sehe und lese so oft bereitet es mir höchste freude und ungeheuren trost.´
szene 27 - zeile 7 : dalanc : DWB, bd. 2, sp. 698 : DALING, adv. jetzt, heute, das mhd. aus tagelanc zusammengezogene tâlanc, das eigentlich den tag über heiszt und schon im 12ten jahrh. erscheint. dâlanc Reinhart fuchs 656. 660 ... Friedrich Kluge : Etymologisches Wörterbuch, 1963, s. 768 : Tal n. ...Daß die Grundbed. ’Wölbung’ (konkav oder konvex) war ... dalanc als etymologische brücke zu Dal(Lichten)berg(er)
szene 28 - zeile 1 : skandalum : gr. skándalon ’das losschnellende Stellholz in der Falle’ (Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch, 1963, s. 711) szene 29 - zeilen 1 - 26 : johanns monolog nach quelle 6, kapitel 64, seite 115, zeile 1 : Ja/ich seye wo ich woelle/so bin ich gefangen und Georg Rudolff Widman : D.Johannes Faustus, 1599, 3.Theil, 14.Cap., seite NN iiiv : .../ergrieff ein Messer/vnd wolte sich damit selbs entleiben/...szene 30 - zeile 1 : Landshuter Erbfolgekrieg (1504/05)
szene 31 - zeilen 6, 8, 10 : primum, deinde, denique : zuerst, darauf, schließlichszene 32 - zeile 1 : Brief des Johannes Trithemius (1462-1516) an Johann Virdung vom 20. 08. 1507 (siehe anmerkung zu szene 19) zeile 4 : pro longum bacillum! : welch lang(wirkend)er bazillus! zeile 6 : trismegistos : gr. der dreimal größte : Hermes Trismegistos : schöpfer und verkünder der hermetischen Literatur
zeile 6 : arcano : im geheimen
szene 33 - zeile 5 : die rohen bewunderten (ihn)
szene 35 - zeilen 3 – 5 : nach Albrecht Dürers Wassermühle im Gebirge, um 1495/95 (Kupferstichkabinett Berlin) Akeleistock, um 1525 (Albertina Wien) Großes Rasenstück, 1503 (Albertina Wien)
szene 36 - zeilen 8 und 9 : eines ist gemeinsam, alles ist gemeinsamesszene 37 - zeile 4 : aus quelle 1, seite B vi : deutsche übersetzung aus quelle 2, seite C ii : .../werden das golde für Got eeren. sowie aus : ’ bonner Lichtenberger von 1585’, seite C viiiv : .../werden das Gold für Gott ehren.
szene 38 : nach quelle 6, Kapitel 33 : Ein Historia von D. Fausto vnd Keyser Carolo Quinto
szene 39 - zeile 1 : nach quelle 1, Ca. xxxi, seite E iiii : deutsche übersetzung aus quelle 2, seite F vv : .../das da soll geporn werden noch ein ander kleiner prophet/... und nach derselben quelle 2, Capitel XXXI – XXXIIII, seiten F vv – G iiv sowie nach : ’ bonner Lichtenberger von 1585’, Capittel xxxi – xxxiiii, seiten H vi – J iv zeile 2 : ganymed : philipp melanchthon zeile 20 : in seinen LOCORUM communium collectanea (Universitäts- und Landesbibliothek Bonn, sign. Gk 116, Budissinae 1565, seite 39) nennt Johannes Manlius Faustus turpißima bestia und cloaca multorum diabolorum in quelle 6, QT 54, seite 272, zeilen 30 und 31 : .../und ungeheurig thier/vnd stinckend heimlich gemach/(d. i. Abort) des Teuffels/...
über den hintergrund von hass auf, die verteufelung des Faustus
durch luther und seine anhänger bis in die Historia von 1587
bei Christopher Marlowe in
The Tragicall History of Doctor Faustus, 1604, Ii:
“Faustus
. . .
And I, that have with concise syllogisms
Gravell'd the pastors of the German church,
And made the flowering pride of Wertenberg
Swarm to my problems, as the infernal spirits
On sweet Musaeus when he came to hell,
Will be as cunning as Agrippa was,
Whose shadow made all Europe honour him.
. . .“
szene 41 - zeile 1 : knopf: Jörg Schmid aus Leubas zeile 5 : bauernjörg : Truchsess Georg von Waldburg zeile 9 : fürstabt : Fürstabt von Kemptenszene 44 - zeilen 1 und 2 sowie 4 und 5 : magisterium magnificum omnium unicum roten metalles eins ist alles : alchimistisch philosophische Höhen
szene 47 - zeile 4 : al-iksir : arabischer ursprungsbegriff von elixierszene 48 - zeile 3 : capelle : die Glöcklehofkapelle in bad krozingen
zeile 5 : taufen : tauchen
ortwin mohnkern
dal(berg)vir(dung)fa(ustus)
ableitung
von faustus zu virdung :
konnte oder musste ein meister der schwarzen nicht auch eine koryphäe der weißen magie sein? konnte oder musste es solch eine Person nicht auf potestatis parkett ebenso weit wie auf daemonis dielen bringen?
Mutianus Rufus spricht in seinem brief an Heinrich Urbanus 1513 von einem ´georgius faustus helmitheus hedelbergensis´,
das protokoll des ingolstädter stadtrats 1528 von einem ´doctor Jorg Faustus von Haidlberg´,
Johannes Trithemius in seinem brief vom 20.08.1507, bibliotheca apostolica vaticana pal. lat. 730, 174r - 175r :
´ad magistrum ioannem virdungi de hasfurdia mathematicum serenissimi
principis philippi palatini comitis´, an Johann Virdung in Heidelberg
von einem ´Magister georgius sabellicus faustus iunior´,
´Titulum stulticie sue qualem dedit ad te quem memorauimus per quendam ciuem ad me destinauit
(den titel, wie er ihn dir in seiner einfalt gab, an den wir erinnert haben, hat er durch einen bürger auch mir angehängt),
...´per quendam ciuem´...
...´Im ersten Buch (der Steganographia des Johannes Trithemius) eine Geheimschrift, die in einem unverdächtigen Text verborgen sein soll, im zweiten eine Technik der Nachrichtenübermittlung mit Hilfe eines Boten, der von der Botschaft selbst keine Kenntnis hat, oder auch unter Zuhilfenahme eines Boten;´ ...
(aus dem brief des Johannes Trithemius an Arnold Bostius, 1499).
ich halte Trithemius´ brief an Johann Virdung vom 20.08.1507 für eine einzige fiktion, die Trithemius selbst nach außen hin der schwarzen magie entheben,
zugleich durch eine von ihm als einer auf dem gebiet der magie wohlbekannten, hochgeschätzten kapazität dokumentierte trennung von virdung-faustus in Virdung und Faustus sowohl seinem kollegen Virdung seinen heißgeliebten Faustus neben seiner stellung als mathematicus und astrologus am churpfälzischen hof zu heidelberg unter dem besonderen schutz des churfürsten erlauben helfen als auch freund Virdung davor warnen sollte, hominem illum, prototyp eines schwarzen magiers, nicht so nah an sich herankommen, mit sich in verbindung bringen zu lassen.
in kapitel 18 der Historia von D.Johann Fausten von 1587,
D. Faustus ein Calendermacher und Astrologus,
(Füssel und Kreutzer, s.66)
könnte Virdung nicht treffender beschrieben werden.
in derselben Historia :
.../ er thete seinem Herrn dem Churfuersten / auch dem Hertzogen auß Bayrn / vnd dem Bischoffen von Saltzburg / viel Leyds in den Kellern / ...
(Füssel und Kreutzer, s.27)
zu lichtenberger / virdung :
Dietrich Kurze: Johannes Lichtenberger, 1960,
s. 52:
´Hans Virdung aus Haßfurt, Mediziner, Mathematiker und Astrologe, der in enger Beziehung zu Pfalzgraf Ludwig stand, hat schon in seiner ersten Practica Teutsch ... Von der zukunft des newen Propheten und ander großer geschicht ... auf ein Hauptthema seines gerade (1503) verstorbenen Kollegen (Johannes Lichtenberger) zurückgegriffen. In der Art des Aufbaues, in Motiven und Illustrationen kommt auch seine 1521 anläßlich der erwarteten Konjunktion in den Fischen geschriebene Practica dem Werk des Pfälzers sehr nahe. Wörtlichen Anklang haben die Prophetie über das schifflein sant Peters und über die Heimkehr der böhmischen Kirche nach Rom.´
s. 85:
7.´Die groß Practica ... durch Bilger Ruth (Lichtenberger) und M.Virdung.
1543 o.O.´
kopie eines computerausdrucks der ULB Bonn vom 30.05.1997:
Lichtenberger, Johann:
Die groß Practica: werhafftig biß mann zelt M.D.lxxxj. jar.; Darinn werden auß der schweren Coniunction Saturnj vnd Jupiters, Anno M.cccc.lxxxiiij. vnd grossen Eclypsis der Sonnen, Anno. M.cccclxxxv. Auch auß der sorglichen ... zusammenfügung aller Planeten inn den fischen, geschehen, Anno M.D.xxiiij. grosse ... händel und propheceien ... trewlichen angezeygt / durch den Bilger Ruth (Lichtenberger) im walt verborgen und M.Johan virdung von Haßfurt an tag geben
Straßburgk: Cammerlander, (ca. 1544). – (40) Bl. ; 8-o (4-o)
Einheitssacht.: Pronosticatio (dt.). – Aus dem Lat.
Bibliogr. Nachweis: VD 16 L 1612
etymologische ableitung von Dalberg zu Lichtenberger
von virdung zu dalberg :
aus meinem johann von dalberg, szene 26:
werner ´de tanti domini ac patroni immo potius amicissimi viri
obitu atque carentia´
lenz aufstöhnet ein verehrerheer
einst buhlend, hochbesorgt nun um des gönners ehr
sibylle und mit der zeit es wurden immer mehr
lenz auch johann werner dalbergs schicksal schmerzet sehr
werner ´In tanta igitur mentis proturbatione saepe consulator me
libellus ille graecus Laertius videlicet Diogenes
quem sua dignatio tanquam pro pignore mihi reliquit
nam eius (Johann von Dalbergs) iussu quempiam alium libellum
et in re astronomica satis pretiosum
atque in orbe terrarum rarissimum accomodaui
Johanni Hasfurt artium doctori
atque illustris ducis ac principis palatini mathematico
hic autem cum ipso libro est perditus
haud vanus rumor est
magicae distendendae gratia in angliam profectum esse
ipse tamen usque hodie non redijt comparuitque
grecum autem codiculum illum sanctissimi antistitis
sui memoriae causa mecum teno
seruo ac religiosissime amplector
et quotiens illum video legoque totiens mihi
summam voluptatem atque immensam consolationem affert´
lenz ´Johannes Hasfurt cum ipso libro
magicae distendendae gratia in angliam´ verschwand
philosoph irgendwo ist nirgendwo
sibylle das kostbar büchlein blieb in johanns hand
(zeilen 1 und 2, 8-26 aus dem brief
Johannis Vernerii. S.C.Celti
die septima Decembris Anno Salutis nostrae M.D.iij
Österreichische Nationalbibliothek Wien
Cod.3448, Brief XIII.1, fol.145-147r)
von faustus zu dalberg :
Wittenberg der Historia von 1587:
Johann Spies war von 1582-1585 in heidelberg tätig.
unter Churfürst Ludwig VI., (zwischen zwei epochen, da Heidelberg das Genf seiner Zeit),
war Heidelberg das Wittenberg seiner Zeit:
hie : Wittenberg
da : Heidelberg
hie : der pakt mit dem teufel
da : die bestellung Johann von Dalbergs zum Kanzler
hie : blutsbesiegelung
da : blutsbrüderschaft?
hie : 24jähriger teufelspakt
da : 24 jähriger dienst (1479-1503) Johann von Dalbergs für Churfürst Philipp
hie : ´... Ich D.Faustus bekenne mit meiner eygen Handt und Blut / daß ich diß mein erst Jnstrument
vnnd Verschreibung biß in die 17. jar / steiff vnd fest gehalten habe /...´
(Historia von 1587, Füssel und Kreutzer, s.104)
da : Johann von Dalberg war (offiziell) Kanzler der Pfalz von 1479
bis ins 17. jahr 1496
und wieder von 1502-1503
(GHA München, Kor.Akte 963 1/2, fol.126r)
sowie
´Nos fere .interea. ad eum quem iam diu palum obligati eramus rursus defixi sumus.
Deus optimus maximus res omnes secundet.´
(Österreichische Nationalbibliothek Wien
Cod.3448, Brief XII.2, fol.138r)
hie : weltreisen von teufels gnaden
da : weltreisen von Philipps gnaden
hie : ´D.Faustus gab das Fersengelt die Stiegen hinab / da erhaschet jn ein Mann / der wirfft jn wider in die Stuben hineyn / daß er weder Haende noch Füesse regen kundt´
(Historia von 1587, Füssel und Kreutzer, s.28)
da : Otto Herding : Jakob Wimpfelings »Adolescentia«, 1965,
seite 375, zeile 7 bis seite 376, zeile 13,
Druck B: Straßburg, Johannes Knoblauch, 1505:
´Epigrammata in Ioannem Camerarium Dalburgum episcopum Worma- B fol.82r
ciensem. Distichon doctoris Sebastiani Brant Ar+gentini, in quo reperitur
numerus anni obitus sui, diem autem nihil signat.
Praesul in hoc tumolo Dalburg iacet ipse Ioannes,
lux studii et vera nobilitate parens.
Solutum Wimphelingi in quo numerus anni:
Recte doleo, flos omnis doctrinae cadens iacet.
Distichon eiusdem.
Forma genus vires facundia scire potestas
quid prosunt? Cecidit, cui dedit ista deus.
Epigrammata soluta secundum ordinem sex casuum a doctore Thoma
Wolfio iuniore iussu Wimphelingii condita.
Deo trino et uni sacrum.
Ioannes Dalburgius praesul Wormaciensis sub hoc lapide tegitur, homo
genere doctrina et vitae integritate mirabilis, quem vita functum
cuncti flevere mortales.
Christo optimo maximo sacrum.
Viator, asta ac perlege: Ioannis Dalburgii ossa ac cineres sub hoc duro
et frigido saxo iacent, quem multiiugae corporis et animi dotes ad
Wormaciensem provexerunt episcopatum, cui XX plus minus annis
pie ac sincere praefuit. Is dum aulam sequitur Palatini ducis, atroci
febre paene subito extinctus est Heydelbergii anno Christi MDIII, V.
kalendas Augusti. Vixit annis L men(sibus) hor(is). Vale qui legis.
Summo numini sacrum.
Ioanni Dalburgio episcopo Wormaciensi facundiae litterarum parenti,
qui Heydelbergii crudeli morbo celerrime interemptus est. Magno sui
desiderio relicto amici homini optimo atque integerrimo inconsola-
biles b(ustum) m(armoreum) posuere. Moritur anno Christi MDIII.
Deo immortali sacrum.
Ioannem Dalburgium antistitem Wormaciensem, virum integritate
Catoni et religione Numae comparem, hoc saxum tenet. Quem generis
nobilitas morum ac doctrinae praestantia immortalem reddiderunt,
obiit.
In pace domini hic quiescis, o Ioannes Dalburgi Wormaciensis antistes,
qui bene vivendi normam posteris feliciter felix ipse praebuisti.
Heus tu, qui hac transis, reverenter subsiste. Vides hoc saxum a Ioanne
Dalburgio Vangionum praesule illustretur egregie, qui a doctis unde-
cumque doctissimus est habitus, quem vel ipsa Atropos ferrea extinc-
tum deflet. Heu infelicem mortalium condicionem! Abi qui legis et vale.´
dieselben Epigrammata erschienen in demselben jahr,
in dem von Dalberg sich den hals gebrochen, bereits in:
Albrecht <von Eyb>
Titel: Margarita poetica / [Albrecht von Eyb]. Ringmannus Philesius Vosagigena Lectori ...
Erschienen: 1503
Kolophon: Impressum Argentinae per industrium vir[um] Ioannem Priis: Ciuem
Agentinen[sem]. Anno. M. CCCCC. III. Septi[m]o Idus Septembris.
hie : ´D.Faustus gab das Fersengelt die Stiegen hinab / da erhaschet jn ein Mann / der wirfft jn wider
in die Stuben hineyn / daß er weder Haende noch Füesse regen kundt´
(Historia von 1587, Füssel und Kreutzer, s.28)
da : ´Darnach sagt man offentlich er (Johann von Dalberg) wehre in eines pfaltzgräffischen Secretarii Hauß Heinrich Schreiber genannt, ohnversehenlich in einen Keller gefallen, ward landkhündig, derselbe hat ein hüpsch Weib und was der Secretarius desselben tags mit den Fürsten nit fern von Lampertheim. Got trost alle glaubige Seelen.´
(Tagebuch des Reinhart Noltz, 1503, Stadtarchiv Worms, -1 B/10)
hie : ´D.Faustus gab das Fersengelt die Stiegen hinab / da erhaschet jn ein Mann / der wirfft jn wider
in die Stuben hineyn / daß er weder Haende noch Füesse regen kundt´
da : ´vnd steckt den butzen herauß´
(Der Ander Theil. Der Historien von Doct.Johanne Fausto. ... 2.teil, 25.kap., q iij, Durch Georg
Rudolff Widman, 1599)
hie : ´D.Faustus gab das Fersengelt die Stiegen hinab / da erhaschet jn ein Mann / der wirfft jn wider
in die Stuben hineyn / daß er weder Haende noch Füesse regen kundt´
da : ´Tandem idem episcopus (Johann von Dalberg) cupidinis arcu vulneratus penum celarij in
crepusculo matutinalj improuise praecipitans Heidelbergae Anno 1503 misere fata persolvit´
(Acta Vormaciensia, randbemerkung auf blatt 158v, Zorn-Flersheimische Chronik, Stadtarchiv
Worms, -1 B/5)
hie : ´D.Faustus gab das Fersengelt die Stiegen hinab / da erhaschet jn ein Mann / der wirfft jn wider
in die Stuben hineyn / daß er weder Haende noch Füesse regen kundt´
da : ´Scimus quanta fuerit Dalburgii Vangionum Episcopi, qui Rudolpho Agricolae familiaris fuit,
doctrina ac eloquentia et autoritas. Is Heidelbergae in aedes adulterae ingrediens in cellam
decidit, ac statim extinctus est.´
(Corpus Reformatorum, Volumen XII. Orationes Philippi Melanthonis, Nr. 148, 1555, Oratio de
coniugio, 133)
hie : ´D.Faustus gab das Fersengelt die Stiegen hinab / da erhaschet jn ein Mann / der wirfft jn wider in die Stuben hineyn / daß er weder Haende noch Füesse regen kundt´
da : ´11. De Episcopo Wormacensi. Dalburgius fuit Episcopus Wormaciensis, & Consiliarius Palatini.
Heidelbergae (cum ego & pater meus ibi essemus) aluit scortum, cui cum multa elargitus
esset, illud tandem ei fecit insidias cum reliquis suis corrivalibus. Ingressus itaque domum
meretricis, per scalas decidit in cellam, & sic fracto collo , obiit.
Hic Dalburgius aluit Rudolphum Agricolam, und wann sie tanz hielten, so schlug Rudolphus auf der Lauten, quia erat bonus musicus, & ejus compositiones adhuc exstant.´
[Narrationes jucundae & utiles ex praelectionibus (ni coniectura fallit) Philippi Melanchthonis exceptae, ac collectae a diligente & perindustrio quodam Auditore. In 8. aus Johann Georg Schelhorns Ergötzlichkeiten aus der Kirchenhistorie und Literatur, Zweyter Band, 1763, 741]
zwei jahre, nachdem von Dalberg sich den hals gebrochen, setzt Ioannes Gallinarius einen eigenen dialog in seine ausgabe von Wimphelings »Adolescentia« :
Otto Herding: Jakob Wimpfelings »Adolescentia«, 1965, seite 374,
zeile 14 bis seite 375, zeile 7,
Druck B: Straßburg, Johannes Knoblauch, 1505:
´B fol.81v *104.a Epitaphium dialogicum Ioannis Dalburgii154 episcopi Vangio-
num editum a Ioanne Gallinario Budorino
ANTISTES
Vix mundum ingressus, vix pauca volumina legi,
extemplo Stygios cogor adire lacus.
Lex iniusta deum, lex est et iniqua profecto:
dum sapere incepit, mox relegatur homo.
MORS
Hic homo cur queritur? Quid parcas fata deosque
increpat et nobis se timet esse parem?
ANTISTES
Heu trahor ante diem. MORS Cur ante diem? ANT. Iuvenis sum.
MORS
Te mox e puero vidimus esse senem.
ANTISTES
Tunc puer imberbis. MORS Gravis at virtute. ANT. Sed amens,
ut mos est iuvenum sic ratione vacans.
MORS
Vidisti Ausoniam? ANT. Fateor. MORS Scis bifida iura,
scis triplici lingua splendida quaeque loqui!
ANTISTES
Multa quidem didici, discenda et multa supersunt,
quae docet antiquis Thessala musa libris.
MORS
Paeniteo, postquam tua clara volumina vidi,
pol te grandaevum credideram esse senem.´
quisquis quidquid intellegere vult
aures animumque advertat
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